Kategorien im Wandel: Migrant/innen in epidemiologischen, präventiven und rechtlichen Diskursen zu HIV und Tuberkulose. Ein Ländervergleich (D/GB)
Seit den 1990er Jahren wird in den Gesundheitswissenschaften vermehrt Wissen über Migrant/innen im Kontext von Gesundheit und Krankheit generiert, insbesondere zu übertragbaren Infektionskrankheiten. Die epidemiologischen Kategorien und Klassifizierungen, mit denen dieses Wissen hergestellt wird, befinden sich im Wandel. Ziel des 3-jährigen Forschungsprojektes ist es, diskursive Praktiken der Epidemiologie am Beispiel von zwei Infektionskrankheiten, HIV/Aids und Tuberkulose, aus wissenssoziologischer und diskursanalytischer Sicht im Ländervergleich (Deutschland/Großbritannien) zu analysieren, um die Kategorien, mit denen jeweils Wissen über Migrant/innen hergestellt wird, zu rekonstruieren. Es wird zudem nachvollzogen, wie die Kategorien in präventive und rechtliche Diskurse einfließen und Machteffekte entfalten, z.B. in Einreise-/Test- und Aufenthaltsbestimmungen oder in Zielgruppen-Definitionen der Prävention. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zum Verständnis der Sozialität von epidemiologischem Wissen und seinen Auswirkungen. Der Vergleich von Akteursformationen und Sprecherpositionen gibt Aufschluss über die bislang noch nicht erforschte Dynamik des Wandels der gesundheitswissenschaftlichen Kategorien.
Das methodische Vorgehen orientiert sich am Forschungsprogramm der wissenssoziologischen Diskursanalyse und umfasst Dokumenten-Analysen und Expert/innen-Interviews in Deutschland, Großbritannien und auf EU-Ebene. Im Rahmen des Projekts wird eine Tagung veranstaltet.