Themenbereiche des Promotionskollegs
Das Promotionskolleg arbeitet in vier verschiedenen Themenbereichen, in denen sich die Dissertationsprojekte der Stipendiat*innen verorten.
I. Gute Arbeit für alle in Zeiten der Digitalisierung?
Der technologische Wandel verändert die Arbeitswelt. Maschinen und Algorithmen dringen immer weiter in unterschiedlichste Berufe vor und ersetzen Tätigkeiten, die lange für nicht automatisierbar gehalten wurden. Beschäftigte wie Betriebe sind in unterschiedlichem Maße von diesen Veränderungen betroffen. Digitalisierung verändert die Arbeitswelt sowohl durch neue Arbeitsformen und ‐methoden als auch durch den Zugang zu Erwerbspositionen und Weiterbildung. Gute Arbeitsverhältnisse selbst werden neu definiert, und dies hat wiederum direkte Auswirkungen auf die Zufriedenheit von Arbeitnehmer*innen. Ziel dieses Forschungsschwerpunkts ist es, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und Konfliktlinien zu erforschen, die durch den Einsatz neuer Technologien entstehen.
II. Gute Arbeit für alle in Zeiten sozialstruktureller und demografischer Veränderungen?
In diesem Themenbereich wird die Forschung der ersten Kohorte des Promotionskollegs zu Fragen des demografischen Wandels fortgesetzt und um sozialstrukturelle Veränderungen ergänzt. Wir betrachten hier insbesondere die Migration sowie die steigende Frauenerwerbstätigkeit. Diese Prozesse beeinflussen nachhaltig das Verständnis von Guter Arbeit: während beispielsweise im traditionellen Alleinernährermodell die konstante Vollzeitbeschäftigung das Ideal repräsentierte, sind unter dem Gesichtspunkt höherer Frauenerwerbstätigkeit und zunehmend gleichmäßig verteilter Familienarbeit Vereinbarkeitsmöglichkeiten von Arbeit, Familie und Sorgearbeit ein wichtiges Kriterium für Gute Arbeit. Gleichzeitig beobachten wir einen starken Anstieg in der Nachfrage nach professionalisierter Pflege‐ und Gesundheitsarbeit, die wiederum in starkem Maß von Frauen und Migrant*innen angeboten wird. Die hier entstehenden Arbeitsverhältnisse befinden sich häufig außerhalb oder am Rand tarifvertraglich regulierter Bereiche, so dass Gute Arbeit kaum definiert ist und hier verhandelt werden muss. Ziel dieses Forschungsschwerpunkts ist es, die soziostrukturellen und demographischen Umbrüche zu erforschen.
III. Gute Arbeit für alle in Zeiten der Globalisierung?
Globalisierung hat verschiedene Dimensionen – grenzüberschreitende Rekrutierung von Arbeitskräften, Produktion und Zulieferketten, und Finanzkapital – und alle beeinflussen Segmentierungen auf dem Arbeitsmarkt und im Zugang zu Guter Arbeit. Ziel dieses Forschungsschwerpunkts ist es, die aktuellen Globalisierungsprozesse im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Bedingungen der Realisierung von Guter Arbeit zu erforschen.
IV. Gute Arbeit für alle in Zeiten des Klimawandels?
Das Bewusstsein der Öffentlichkeit für Ausmaß und Folgen des Klimawandels hat in jüngster Zeit deutlich zugenommen – auch weil sich die Auswirkungen bereits in unbeständigen Wetterlagen, zunehmender Migration und dem Beginn einer Transformation hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zeigen. Obwohl wichtige politische Initiativen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene unternommen wurden, zeigen neue Untersuchungen, dass das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel, den Temperaturanstieg auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, nicht ohne eine drastische Änderung von Praktiken in Produktion, Verbrauch und Transport erreicht werden kann (UNEP, 2018). Der Klimawandel und der Umgang mit seinen Herausforderungen haben erhebliche Auswirkungen auf Arbeit und auf die Bedingungen für Gute Arbeit. Diese zu erforschen, ist Ziel dieses Themenschwerpunktes.
Das erste Kolleg widmete sich folgenden fünf Themenbereichen:
I. Gute Arbeitsgestaltung in der digitalen Ökonomie (Leitung Dr. Martin Krzywdzinski, Stipendiatinnen: Setareh Radmanesch und Kathleen Warnhoff)
Im Vordergrund stehen Bedingungen und Gestaltungsansätze „guter Arbeit“ im Kontext der Digitalisierung von Arbeitsprozessen, etwa im Kontext der Diskussion um „Industrie 4.0“. Zentrale Themen sind der Wandel der Qualifikationsanforderungen, Möglichkeiten der Stärkung von Autonomiespielräumen der Beschäftigten, aber auch Gefahren einer forcierten Standardisierung und Überwachung der Arbeit. (Disziplinärer Schwerpunkt: Soziologie / politische Ökonomie; methodischer Schwerpunkt: qualitativ und/oder quantitativ)
II. Migration und gute Arbeit (Leitung Dr. Susanne Veit, Stipendiatinnen: Franziska Kößler, Esther Kroll)
Dieser Themenbereich fokussiert auf den Einfluss der zunehmenden kulturellen Heterogenität in der Bevölkerung auf die Arbeitswelt von morgen. Zentrale Fragen sind, ob und warum Migrant/-innen beim Zugang zu „guter Arbeit“ diskriminiert werden, welche Auswirkungen kulturelle Heterogenität auf Arbeitsgruppen hat und wie damit verbundene Herausforderungen gemeistert und Chancen genutzt werden können. (Disziplinärer Schwerpunkt: Psychologie oder ggf. Soziologie; methodischer Schwerpunkt: quantitativ)
III. Gute Arbeit und Lebensqualität (Leitung Lena Hipp, Ph.D., Stipendiatinnen: Friederike Molitor und Giulia Tattarini)
Die steigenden betrieblichen Flexibilitätsanforderungen sowie der Bedarf an flexiblen Lösungen im Familienleben stellen Arbeitnehmer/-innen vor große Herausforderungen. Dieser Themenbereich beschäftigt sich mit der Frage nach der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie sowie den dafür notwendigen Bedingungen. (Disziplinärer Schwerpunkt: Soziologie; methodischer Schwerpunkt: quantitativ)
IV. Gutes Einkommen aus guter Arbeit (Leitung Dr. Martin Ehlert, Stipendiat*innen: Nicolas Morgenroth, Giulia Tattarini)
Vor dem Hintergrund steigender Einkommensungleichheit beschäftigt sich dieser Themenbereich mit der finanziellen Dimension von „guter Arbeit“. Untersucht wird, ob Arbeitsqualität und angemessene Löhne miteinander einhergehen und unter welchen Bedingungen "gute Arbeit" z.B. durch Flexibilisierungswünsche und -notwendigkeiten zu Einkommensnachteilen führt. (Disziplinärer Schwerpunkt: Soziologie; methodischer Schwerpunkt: quantitativ)
V. Gute Arbeit gestalten (Leitung Sigurt Vitols, Ph.D., Stipendiatin: Lisa Basten)
Dieser Bereich übernimmt eine Querschnittsfunktion und beschäftigt sich mit der Frage, wie „gute Arbeit“ durch Mitbestimmung, Tarifpolitik oder Gesetzgebung gefördert und in der Praxis umgesetzt werden kann. (Disziplinärer Schwerpunkt: Betriebswirtschaft / Soziologie / Politikwissenschaft; methodischer Schwerpunkt: quantitativ und/oder qualitativ)