Ausgrenzungen
Das Cluster der politischen Ausgrenzung befasst sich mit den Reaktionen bei Ausschluss von politischer Macht, wie etwa Protest und Gewalt, aber auch Flucht und Verstecken.
Irreguläre Migration und Fehlinformationen in Nigeria
Ende 2018 wurden qualitative Interviews und eine repräsentative Umfrage in Benin Stadt durchgeführt, dem Epizentrum der irregulären Migration aus Nigeria, welches selbst die größte Quelle für irreguläre Migranten aus Subsahara-Afrika nach Europa darstellt. In einem ersten Papier wurde festgestellt, dass Informationskampagnen offenbar falsche Annahmen über den Wissensstand potenzieller Migranten machen.
Im vergangenen Jahr beteiligten sie sich an der Evaluierung von Outreach-Aktivitäten des britisch geförderten Programms „Not for Sale,“ welches sich für die Bekämpfung des Menschenhandels im nigerianischen Bundesstaat Edo (zusammen mit Florian Foos) einsetzt. Alexandra Scacco wurde die Leiterin einer groß angelegten randomisierten kontrollierten Studie in den Bundesstaaten Edo und Delta, welche auch die Bereitstellung von „Tür zu Tür“- Informationen über Risiken über dem Weg nach Europa umfasst. Basiserhebungen wurden im Herbst 2019 und im März dieses Jahres durchgeführt. Die Aktivitäten wurden aufgrund des Coronavirus pausiert, mit Ausnahme einer Telefonumfrage zu Corona bezogenen Themen.
WissenschaftlerInnen: Bernd Beber (WZB/RWI), Macartan Humphreys (WZB), Alexandra Scacco (WZB), Dean Yang (U Michigan)
Finanzierung: WZB; Innovations for Poverty Action (IPA) Peace and Recovery Full Study Grant
Anatomie eines Aufstands: Die Beteiligung an ethnischer Gewalt in Nigeria
In diesem Buchmanuskript wird die Frage untersucht, warum sich Einzelpersonen für die Teilnahme an ethnischen Unruhen im heutigen Nigeria entscheiden. Die reichhaltige Literatur zu ethnischen Konflikten konzentriert sich stark auf top-down Eliten-zentrierte Prozesse, welche uns nur wenige Antworten auf die Frage gibt, warum gewöhnliche Menschen ihren Anführern folgen und sich freiwillig an Aktionen beteiligen, die oft mit extremen Risiken verbunden sind. Die Antwort, die im Buchmanuskript gegeben wird, lautet, dass die Wechselwirkung zwischen Armut und sozialen Netzwerken auf Nachbarschaftsebene die Wahrscheinlichkeit der Teilnahme an Aufständen drastisch erhöht. Während Armut die Bereitschaft einer Person zur Beteilung an einem Aufstand erhöhen kann, ist es die Zentralität in bestimmten Typen von sozialen Netzwerken, die potenzielle in tatsächliche Aufständische verwandelt.
Um diese These zu untermauern, wurde eine Originalbefragung von mehr als 800 Aufständischen und Nicht-Aufständischen in zwei Städten im Norden Nigerias, Kaduna und Jos, durchgeführt, die beide in der Vergangenheit von Unruhen betroffen waren. Darüber hinaus wurde eine Umfrage unter allen 70 Bezirksvorstehern in den beiden Städten durchgeführt. Außerdem wurden Familienangehörige der zufällig ausgewählten Personen, die verstorben oder weggezogen waren, in Abwesenheit befragt, und es wurden 40 ausführliche Interviews mit Teilnehmern und Organisatoren von Aufständen geführt, die zur Kontextualisierung und Interpretation der Umfrageergebnisse dienten. Diese Feldforschung wurde im Herbst 2007 und im Sommer 2008 abgeschlossen.
WissenschaftlerIn: Alexandra Scacco (WZB)
Finanzierung: Harry Frank Guggenheim Stiftung
Unter Vertrag: Cambridge University Press
Verwundbarkeit und Vertrauen nach COVID-19 in Uganda
COVID-19 hat das Gemeinschaftsleben erheblich zerrüttet und wird die soziale Dynamik in der Gemeinschaft sicherlich noch über Jahre hinweg verändern. Ziel dieses Projekts ist es, die Einhaltung der COVID-19-Maßnahmen durch die Bürger und ihren Zugang zu Hilfsdiensten in Kampala, Uganda, zu ermitteln und über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Aufbauend auf einer bestehenden Studie, bei der bestimmte Einwohner nach dem Zufallsprinzip zur Teilnahme an Sitzungen mit der Kampala Capital City Authority (KCCA) - die für die Gesundheitszentren, öffentlichen Schulen und anderen öffentlichen Dienstleistungen der Stadt zuständig ist - eingeteilt wurden, werden die Forscher eine repräsentative Stichprobe von Stadtbewohnern befragen, um die Muster der Einhaltung von Regeln zu verstehen, herauszufinden, wie die Krise die Muster des Vertrauens innerhalb und zwischen den Gruppen verändert (unter Verwendung von Ausgangsdaten, die vor der Pandemie gesammelt wurden), und um Bevölkerungsgruppen zu identifizieren und zu verfolgen, die über einen längeren Zeitraum für Störungen durch die Pandemie anfällig sind. Die randomisierte Auswertung hilft den Forschern auch zu verstehen, wie die Einhaltung der Vorschriften durch den Kontakt mit einer wichtigen staatlichen Einrichtung beeinflusst wird. Die Einbettung dieser COVID-19-Erhebung in einen Datenerhebungsprozess, der sich bis 2021 erstreckte, ermöglicht es den Forschern, eine langfristige Perspektive auf die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft zu gewinnen.
WissenschaftlerInnen: Constantin Manuel Bosancianu (WZB), Ana Garcia-Hernandez (WZB), Macartan Humphreys (WZB), Paul Kiwanuka-Mukiibi (PS consulting), Melina Platas Izama (NYU AD), Leah Rosenzweig (Stanford/MIT), Lily Tsai (MIT)
Finanzierung: Ministerium für Internationale Entwicklung des Vereinigten Königreichs , vergeben durch das IPA-Programm für Frieden und Wiederaufbau und die NYU Abu Dhabi
Status: Datenerhebung vor Ort. Die erste Welle der Datenerhebung wurde im Juni/Juli 2020 durchgeführt. Zwei weitere Datenerhebungsrunden haben zwischen Juli und September 2020 stattgefunden.
Link zur Projektseite: project page
Link zu den Daten im dashboard
Partner: Kampala Capital City Authority (KCCA) und Innovations for Poverty Action (IPA)
Politische und Soziale Korrelate von COVID-19
Politische und soziale Maßnahmen auf nationaler Ebene, wie die bisherige Forschung andeutet, können dabei helfen die Unterschiede in der Fähigkeit einer Gesellschaft auf negative Schocks zu reagieren erklären, (i) sind erkannt und (ii) geben Auskunft über die Entwicklung der Kovarianz zwischen diesen Maßen und der länderübergreifenden Verteilung der COVID-19-Belastung.
WissenschaftlerInnen: Manuel Bosancianu (WZB), Hanno Hilbig (WZB/Harvard), Macartan Humphreys (WZB/Columbia), Nils Lieber (WZB/Bayreuth), Sampada KC (WZB), und Alexandra Scacco (WZB)
Status: Working paper ist im Umlauf
Keinen Schaden anrichten bei der Durchführung von Forschungsarbeiten in Entwicklungsländern - Was ist mit den Forschern?
Mit diesem Projekt werden zwei Ziele verfolgt: Erstens werden die ethischen Herausforderungen, mit denen das lokale und internationale Forschungspersonal bei der Durchführung von Feldforschungsprojekten im globalen Süden konfrontiert ist, identifiziert und zusammengefasst. Zweitens zielt das Projekt auf eine kritische Bewertung und Überprüfung bestehender ethischer Richtlinien und Protokolle ab, mit welchen diese Herausforderungen thematisiert und gemildert werden sollen. Dies wird dann als Leitfaden für die Entwicklung normativer ethischer Grundsätze und standardisierter Forschungsrichtlinien dienen, welche a) die spezifischen Komplexitäten im Zusammenhang mit der Forschung in Entwicklungsländern und b) den Schutz des lokalen und internationalen Forschungspersonals auf allen Hierarchieebenen berücksichtigen.
WissenschaftlerInnen: Ana Garcia-Hernandez (WZB), Lennart Kaplan (DIE), Jana Kuhnt (DIE), und Janina Isabel Steinert (TUM)
Status: Die in den Jahren 2019 und 2020 erhobenen qualitativen Daten werden derzeit ausgewertet.
Link zur Projektseite
Internetzugang und Ausgrenzung
Stellt der zunehmende Zugang zum Internet und dessen Nutzung eine Herausforderung für autoritäre Wahlen dar? Es wird die Behauptung aufgestellt, dass der Internetzugang sowohl den Anhängern der Opposition als auch den Regierungsbehörden neue Möglichkeiten zur Beeinflussung des Wahlverhaltens bietet. Oppositionsanhänger können das Internet nutzen, um über Fehlverhalten bei Wahlen zu berichten und um für Unterstützung zu werben. Gleichzeitig können die Regierungsbehörden das Internet nutzen, um die Stimmung gegen das Regime im Vorfeld der Wahlen zu überwachen und den Internetzugang zu unterbrechen, um Regimegegner während der Wahlen gezielt zu unterdrücken. Die Untersuchung der Präsidentschaftswahlen in Uganda 2016 hat gezeigt, dass die Gewalt bei den Wahlen in Oppositionshochburgen mit besserem Internetzugang vor der Internetunterbrechung deutlich höher war und sich gezielt gegen Wähler gerichtet hat. Erkenntnisse aus qualitativen Interviews mit Politikern, Journalisten und Aktivisten unterstreichen die Annahme, dass die Unterbrechung des Internetzugangs die Anhänger der Opposition tatsächlich daran gehindert hat, wirksam gegen Wahlfälschungen vorzugehen. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die wichtige Rolle, die der Internetzugang für oppositionelle Akteure bei autoritären Wahlen spielen kann. Gleichzeitig verdeutlichen sie ihre Anfälligkeit für Manipulationen durch die Regierungsbehörden.
WissenschaftlerIn: Lisa Garbe (WZB)
Zeitraum: 2018-2021
Status: Ergebnisse wurden im Journal of Peace Research veröffentlicht
Abschreckung oder Gegenreaktion? Wie sich Online-Zensur auf Offline-Proteste auswirkt
Regierungen auf der ganzen Welt unterdrücken den Zugang zu Informationen, oft in Zeiten politischer Auseinandersetzungen wie Wahlen oder sozialen Unruhen. Während Politikwissenschaftler eingehend untersucht haben, wie der zunehmende Internetzugang und insbesondere der Zugang zu sozialen Medien das Protestverhalten beeinflusst hat, ist die Forschung noch nicht schlüssig, welche Folgen ein plötzlicher Verlust des Internetzugangs für die Mobilisierung hat. In diesem Projekt untersuchen wir systematisch, wie sich die Online-Zensur auf das Offline-Protestverhalten auswirkt. Es werden groß angelegte Daten von Virtual Network Providern (VPN) für 26 autoritäre afrikanische Länder aus den Jahren 2017 bis 2021 verwendet, um auf Zeiträume mit vorübergehender Filterung und Sperrung des Internetzugangs zu schließen. Anschließend werden Zwei-Wege-Regressionen mit festen Effekten und ein Differenzdesign mit mehreren Zeiträumen verwwendet, um zu bewerten, wie plötzliche Zensurereignisse in Zeiten politischer Auseinandersetzungen das Protestverhalten in den Tagen und Wochen nach dem Ereignis beeinflussen. Insgesamt bietet dieses Projekt eine neuartige Methode zur Messung verschiedener Formen der Online-Zensur und eine systematische Bewertung ihrer Folgen für die Offline-Mobilisierung.
WissenschaftlerInnen: Tina Freyburg (Universität St. Gallen), Lisa Garbe (WZB), Elena Kromark (Universität Stockholm), Joss Wright (Oxford)
Zeitplan: 2022 - laufend