Forschung
Neue Bedrohungen für die Demokratie
Diese Forschung konzentriert sich auf neue Bedrohungen der Demokratie, wobei der Schwerpunkt auf den miteinander verbundenen Herausforderungen der Radikalisierung, Polarisierung und politischen Gewalt liegt. Unter Verwendung modernster sozialwissenschaftlicher Instrumente - Umfragen, Umfrageexperimente und andere Methoden - versuchen wir insbesondere, die wirtschaftlichen, soziologischen, institutionellen, geografischen und kulturellen Wurzeln der rechtsradikalen Wählerschaft in etablierten Demokratien zu verstehen. Was sind zum Beispiel die Auslöser für Radikalisierungsprozesse? Warum haben rechtsradikale Parteien ihre Unterstützung bei bestimmten demografischen Gruppen ausgebaut? Wie erklärt sich die geschlechtsspezifische Kluft in der rechtsradikalen Wählerschaft? Was löst Polarisierungsspiralen in politischen Systemen aus, wenn politische Rivalen beginnen, sich nicht nur als Rivalen, sondern als existenzielle Bedrohung zu betrachten? Und was sind die Folgen der Polarisierung für die Demokratie? Schließlich versuchen wir auch, die Wurzeln politischer Gewalt zu verstehen, indem wir untersuchen, wie sozialer Protest, Wahlen und politische Gewalt zusammenhängen.
Entwicklung demokratischer Ideen
Die Hauptprämisse dieses Forschungsschwerpunkts ist, dass der Aufstieg der Demokratie in den letzten zwei Jahrhunderten sowohl ein ideeller als auch ein institutioneller Paradigmenwechsel war. Der Begriff "Demokratie" war im politischen Mainstream-Diskurs des frühen 19. Jahrhunderts historisch gesehen ein pejorativer Begriff, der mit der Herrschaft des Pöbels gleichgesetzt wurde. Heute ist die Bezeichnung "Demokratie" gleichbedeutend mit der höchsten Form der politischen Legitimation. Wie, wann und warum hat sich dieser Diskurswandel vollzogen? Die Forschung in diesem Bereich nutzt eine Vielzahl von Methoden, darunter statistische Textanalysen, um die ideelle Entwicklung der Demokratie in einer Reihe von Demokratien (z. B. in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland) nachzuzeichnen. Wir untersuchen zum Beispiel, wie deutsche und britische Abgeordnete im 19. Jahrhundert über Demokratie sprechen, und zeigen, wie und wann MPS im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich positiver in ihrem Gebrauch von "Demokratie" wurden und wie sich die Idee von einer gefährlichen zu einer populären wandelte. Ein zweiter Aspekt dieses Forschungsprogramms ist die Untersuchung der jüngsten Innovationen und Veränderungen in der Art und Weise, wie Bürger und politische Eliten Demokratie verstehen und rechtfertigen.
Demokratisierung und Autokratisierung
Diese Forschungssäule untersucht die Dynamik von Demokratisierung und Autokratisierung aus einer länderübergreifenden Perspektive und beleuchtet, wie und warum Regime zwischen Demokratie und Autokratie wechseln. Sie befasst sich mit kritischen Fragen wie den wirtschaftlichen Folgen von Regimewechseln oder der Rolle von Institutionen und Massenmobilisierung bei der Gestaltung von Regimeverläufen. Projekte im Rahmen dieser Säule untersuchen Wege zur Demokratie, transnationale Unterdrückung durch autoritäre Staaten und die Bedingungen, unter denen Regime signifikante Transformationen erfahren. Durch die Analyse von Episoden des Regimewechsels und ihrer Triebkräfte trägt diese Arbeit zu einem besseren Verständnis der globalen Muster und lokalen Mechanismen bei, die politische Regimewandlungen bestimmen.
Erinnerungspolitik und Pluralismus
In dieser Forschungssäule untersuchen wir, wie Schlüsselnormen der Demokratie wie Pluralismus und gegenseitige Toleranz entstehen und aufrechterhalten werden, wobei wir uns besonders auf die Rolle der Erinnerungspolitik konzentrieren. In demokratischen Gesellschaften ist die Art und Weise, wie wir uns kollektiv an die Vergangenheit erinnern und mit der Geschichte unserer Nationen umgehen, zunehmend umstritten. Von den Inhalten des Schulunterrichts bis hin zu den öffentlichen Denkmälern und Gedenkstätten, die wir errichten oder entfernen, ist die Erinnerungspolitik zu einem Konfliktfeld zwischen denjenigen geworden, die die nationale Vergangenheit verherrlichen wollen, und denjenigen, die auf Gräueltaten und Ungerechtigkeiten hinweisen wollen, die in der Regel an Minderheitengruppen begangen wurden. Akteure des gesamten politischen Spektrums mobilisieren die Erinnerung für ihre Visionen, wie die Gesellschaft aussehen sollte - sie nutzen die Vergangenheit, um ein Bild für die Zukunft zu zeichnen. Die Erinnerungspolitik hat somit wichtige Auswirkungen auf das politische Verhalten und die Einstellungen in Bezug auf die Unterstützung von Pluralismus, Toleranz und Demokratie.
Beendete Forschungsprojekte
Politische Legitimität in Krisenzeiten (PolLegKris)
Leitung:
Dr. Heiko Giebler, Prof. Dr. Bernhard Weßels
Mitarbeiter*innen:
Dr. Constanza Sanhueza Petrarca
Studentische Hilfskraft: Sandra Horvath
Laufzeit: Dezember 2017 bis September 2021
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung