Protestierende festgeklebt auf Straße
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Press release

Wenig Unterstützung für radikale Klimaproteste

Studie zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Aktionen der Klimabewegung

Radikale Klimaproteste finden bei der Mehrheit der Menschen in Deutschland keine Unterstützung. So lehnen die meisten Befragten Straßenblockaden oder Angriffe auf Kunstwerke ab, zeigt eine WZB-Studie. Eine ablehnende Haltung zu radikalen und konfrontativen Protesten bedeutet jedoch nicht, dass Menschen den Klimaschutz weniger wichtig finden.

Wie akzeptiert sind bei den Menschen in Deutschland verschiedene Formen der Umwelt- und Klimaproteste? Das haben Forschende des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) untersucht. Sie fragten in ihrer Studie auch, wie Klimaprotest und Präferenzen für den Klimaschutz zusammenhängen. Führen unterschiedliche Klimaaktionen dazu, dass Menschen ihre Einstellungen zur Klimapolitik ändern und diese zum Beispiel weniger unterstützen?

Für die Studie wurden im Januar 2023 2.800 repräsentativ ausgewählte Erwachsene in Deutschland in einem experimentellen Setting befragt und mit drei Protest-Szenarien konfrontiert: einer großen Demonstration, einer Kartoffelbrei-Wurfaktion und einer Straßenblockade, bei der sich Protestierende festgeklebt haben. Die Hälfte der Befragten bekam zusätzlich eine apokalyptische Botschaft der Klimaaktivisten zu lesen. Nach Vorstellung dieser Protestszenarien wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie diese Form des Klimaprotests unterstützen und ob sie finden, er sei legitim. Gefragt wurde auch, ob sie die Forderungen unterstützen, dass die Bundesregierung den Klimawandel entschiedener bekämpfen soll.

Besonders wenig Unterstützung erhalten die radikalen Formen der Klimaproteste. Während eine große Demonstration Unterstützungswerte von 44 Punkten aufweist, liegt die Unterstützung für Angriffe auf Kunstwerke bei 22 Punkten bzw. 25 Punkten für Straßenblockaden. Der durchschnittliche Wert, wenn nach der Legitimation von Klimademonstrationen gefragt wird, beträgt 52 Punkte. Diese Einschätzung sinkt bei Angriffen auf Kunstwerke auf einen Wert von rund 40 Punkten, bei Straßenblockaden auf 41 Punkte.

Obwohl radikale Protestformen von der Mehrheit abgelehnt werden, überträgt sich die negative Dynamik nicht auf die individuellen Präferenzen für den Klimaschutz. Konfrontiert mit den verschiedenen Protestformen zeigen alle Befragten eine gleich hohe Zustimmung für die Aussage, dass die Bundesregierung den Klimawandel entschiedener bekämpfen sollte. Die Zustimmungswerte liegen zwischen 52 und 55 Punkten.

„Unsere Studie macht deutlich, wie wichtig es ist, zwischen dem Ansehen der Protestgruppe und ihrem Einfluss auf die politischen Einstellungen der Menschen zu unterscheiden“, sagt WZB-Forscher Daniel Saldivia Gonzatti. „Kurzfristig wirken sich radikale Aktionen auf die Unterstützung und Legitimität von Klimaprotesten aus, aber nicht auf die Unterstützung klimapolitischer Maßnahmen.“

Alarmismus und apokalyptische Aussagen zeigen hingegen fast keine Wirkung auf die öffentliche Wahrnehmung von Klimaprotesten. Nur jene Befragte, denen eine apokalyptische Botschaft in Verbindung mit Straßenblockaden vorgelegt wurde, äußerten mehr Unterstützung für diese Form des Klimaprotests. Allerdings liegen die Zustimmungswerte dann immer noch deutlich unter jenen für Klimademonstrationen.

Dr. Daniel Saldivia Gonzatti ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung. Er forscht zu Protest und politischer Radikalisierung in Deutschland.

Prof. Dr. Sophia Hunger ist Gastforscherin am Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung und Professorin für Computational Social Sciences an der Universität Bremen