Staat und Wissenschaft - neue Verhältnisse, neue Fragen
Über aktuelle Fragen der Wissenschaftspolitik diskutieren anlässlich des Erscheinens des „Handbuchs Wissenschaftspolitik“ die Herausgeber Dr. Dagmar Simon, Professor Dr. Andreas Knie und Professor Dr. Stefan Hornbostel mit:
Professor Dr. Peter Strohschneider,
Vorsitzender des Wissenschaftsrats, und
Professor Dr. Frieder Meyer-Krahmer,
Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Nach einer langen Zeit der Stagnation steht das Thema Wissenschaft und Forschung im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Akademische Forschung und Lehre werden umfassend neu gestaltet. Die Liste der Schlagworte ist lang: Bologna-Prozess, Exzellenzinitiative, Spitzencluster, Pakt für Forschung und Innovation, Besoldungsreform, neue Leitungsstrukturen, strukturierte Doktorandenausbildung, Evaluation, Ranking und leistungsorientierte Mittelvergabe, Wissenstransfer, unternehmerische Hochschule, Profilbildung, Clusterbildungen zwischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Europäisierung und internationale Wettbewerbsfähigkeit, Föderalismusreform, open access, Interdisziplinarität und Gleichstellung, Kosten-Leistungs-Rechnung und Wissenschaftsmanagement, Personalentwicklung, Juniorprofessuren, Lehrprofessuren, Hirsch-Index und Drittmittelquote.
Das hat weitreichende Konsequenzen für die Wissenschaftspolitik. Institutionen müssen Handlungsressourcen verlagern und ungewohnte Management- und Koordinationsleistungen erbringen. Es entwickeln sich neue politische Arrangements zwischen Ministerien, Forschungsförderern, Öffentlichkeit, wissenschaftspolitischen Institutionen und autonomer werdenden Hochschulen; das erfordert neue Koordinationsmechanismen zwischen den Akteuren. Im Wandel ist auch die klassische Ressortpolitik, die als Sachwalterin des öffentlichen Interesses eine veränderte Funktionsbeschreibung finden und sich mit Zuständigkeitsverlusten und neuen Aufgaben auseinandersetzen muss.
Es geht also um ein neues Verhältnis zwischen dem öffentlichen Wissenschaftsbetrieb und dem Staat. Die unterschiedlichen Interessen werden definiert und austariert unter der Leitfrage: Wer ist für was zuständig und kann für welche Aufgaben zur Verantwortung gezogen werden?
Dagmar Simon, Andreas Knie, Stefan Hornbostel (Hg.): Handbuch Wissenschaftspolitik. Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften, erscheint im Oktober 2009.