Wednesday, 3 July 2024

Geld als digitale Technologie

Vortrag von Carola Westermeier


Von kontaktlosen Zahlungen über mobile Geldbörsen bis hin zu Kryptowährungen – unser Umgang mit Geld wird zunehmend digital. Soziale Beziehungen und die Organisation moderner Gesellschaften werden grundlegend durch monetäre Systeme geprägt und sind durch die neuen Formen digitalen Bezahlens entsprechenden Veränderungen unterworfen. Zudem wird digitales Geld zunehmend als eine Technologie erkannt, die innoviert und verbessert werden kann. Alltägliche finanzielle Transaktionen werden über Plattformen abgewickelt, die von Tech-Giganten statt von Banken bereitgestellt werden. Dies lässt Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Marktdominanz aufkommen. Als Reaktion darauf entwickeln Zentralbanken auf der ganzen Welt ihre eigenen neuen Formen digitaler Währungen. Diese Maßnahmen sollen den Versuchen der Tech-Giganten entgegenwirken, ihre eigenen Zahlungsmittel mit potenziell globaler Reichweite herauszugeben. Digitale Zentralbankwährungen, wie der digitale Euro, verknüpfen die monetäre Souveränität mit Fragen der digitalen Autonomie. Sie zielen darauf ab, angesichts zunehmender geo-ökonomischer Spannungen eine (öffentliche) Infrastruktur für die Finanzbeziehungen zu schaffen.

Die Analyse von Geld als Technologie lenkt unsere Aufmerksamkeit auf neue Fragen: Welche Beziehungen werden technologisch aufgewertet, welche werden ausgeschlossen? Wie wird mit den Daten, die durch digitale Finanztransaktionen entstehen, umgegangen und wie werden diese gespeichert? Wer hat die Möglichkeit, den (internationalen) Zahlungsverkehr zu ermöglichen und zu sanktionieren?

Programm

18.00 Uhr       Begrüßung und Einführung durch Tobi Müller
18.10 Uhr       Vortrag von Carola Westermeier
18.50 Uhr       Moderierte Diskussion und Fragen aus dem Publikum
19.30 Uhr       Get-together

Carola Westermeier ist Fellow am Institut für Soziologie der TU Darmstadt, unterstützt vom Young Investigator Programm des Zentrums verantwortungsbewusste Digitalisierung. Für das Fellowship ist sie von ihrer Position als Akademische Rätin auf Zeit an der Justus-Liebig-Universität Gießen beurlaubt. Sie leitet Forschungsprojekte zu „Finanzinfrastrukturen und geoökonomische Sicherheit“ und zu „Geld als Datenträger“. Ihre Forschungen adressieren die Zusammenhänge von Technologie und politischer Ökonomie, etwa in Hinblick auf die Relevanz von Daten in der Digitalwirtschaft sowie für die politische Sicherheit. Ein weiterer Fokus liegt auf der Frage, wie Finanzinfrastrukturen die internationale Finanz- und Sicherheitsordnung beeinflussen und wie geopolitische Spannungen sich auf die Entwicklung neuer Finanztechnologien auswirken.

Der derzeit rapide voranschreitende technologische Wandel ruft enorme Ungewissheiten hervor. Umfassende Erklärungen werden notwendig, um die Veränderungen besser verstehen und eine gemeinsame Zukunft gestalten zu können. Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) und die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) führen daher auch in diesem Jahr die 2017 ins Leben gerufene Redenreihe Making sense of the digital society fort. Ziel ist es, eine europäische Perspektive auf den gegenwärtigen Transformationsprozess unserer Zeit und dessen gesellschaftliche Auswirkungen zu entwickeln.

 

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Der Veranstaltungsort ist rollstuhlgerecht. Bitte teilen Sie Friederike Theilen-Kosch (friederike.theilen-kosch [at] wzb.eu) mit, wenn Sie besondere Unterstützung benötigen.