Zum Tod von Meinolf Dierkes

Er hat dem WZB Denkräume hinterlassen

Kurz bevor das WZB mit Nicola Fuchs-Schündeln seine sechste Präsidentin willkommen heißt, erreicht uns die Nachricht, dass Meinolf Dierkes gestorben ist. Von 1980 bis 1987 hat er als erster Präsident das WZB geleitet, danach war er 18 Jahre lang Direktor die Abteilung Innovation und Organisation.

Er war der erste. Vor Meinolf Dierkes gab es nicht die eine Leitung für das WZB, so wie es auch nicht das eine gemeinsame Haus gab. Klammheimlich habe er sich darüber amüsiert, dass das Wissenschaftszentrum „Zentrum“ heiße, gab Dierkes bei seinem Abschied vom Präsidentenamt im Sommer 1987 zu. Das suggeriere ja, dass „die Institution gleichsam im ruhenden Mittelpunkt der wissenschaftlichen Bewegung angesiedelt wäre“. Nichts aber lag dieser Einrichtung ferner: ein Verbund aus verschiedenen Instituten, seit ihrer Gründung 1969 an mehreren Orten in West-Berlin gleichzeitig präsent, im Grunewald, in Kreuzberg, am Zoo. Auch die Forschung war eher ungewöhnlich, nicht im Mainstream: Wer forschte damals schon zu globalen Entwicklungen, zu Arbeitspolitik oder zu sozialwissenschaftlicher Umweltforschung?

Genau das Milieu für Meinolf Dierkes, der, Volkswirt von der Ausbildung her, nach Stationen in Frankfurt und den USA in Berlin landete. Seine Arbeit war immer schon interdisziplinär: Mit seinem Thema Sozial- und Ökobilanzen wies er voraus auf Corporate Social Responsibility, in der Technikfolgenabschätzung brachte er die Beobachtung von Technik und Gesellschaft zusammen – und in den Austausch mit der Politik. „Er versteht das Konzept der Grenze nicht“, erklärte Ariane Berthoin Antal in ihrer Dinner Speech zu Dierkes‘ 60. Geburtstag. Wie viele andere auch pries sie die Kreativität des Jubilars, seine Fähigkeit zu großen Visionen – und zur Freundschaft.

Ein Wissenschaftsunternehmer war Meinolf Dierkes, ein Macher. Er wurde zum Bauherrn unseres großartigen Gebäudes am Reichpietschufer, nein der Gebäude, des bunten, postmodernen Campus. Das brauchte mehr Mut, als man heute denken mag. Mitten in den Lobeshymnen bei der Grundsteinlegung habe ihm James Stirling, der große britische Architekt, zugeflüstert: „Ich weiß noch eine Zeit, in der nur zwei Menschen auf der Welt daran glaubten, dass aus diesem Plan etwas wird.“

Am 18. August ist Meinolf Dierkes im Alter von 82 Jahren gestorben. Er lebte Kreativität, Innovation und Kooperation. Genau dafür hat er dem WZB Denkräume hinterlassen.

20.8.24/Gak