Forschung muss frei und offen bleiben
Die Geschäftsführung und Leitungsebene des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) haben sich zum Umgang mit dem Israel-Gaza-Krieg ausgetauscht und erklären:
„Wir teilen die Besorgnis von Forschenden, dass durch den kriegerischen Konflikt zwischen Israel und Gaza auch die Wissenschaftsfreiheit bedroht ist.
Wir hören, dass in verschiedenen Einrichtungen Einladungen an Gäste und Referent*innen aufgrund ihrer politischen Positionen oder ihrer Identität zurückgezogen wurden.
Kritik an der israelischen Regierung oder Mitgefühl mit der palästinensischen Zivilbevölkerung werden manchmal mit Antisemitismus und Hass auf Israel gleichgesetzt. Einige Student*innen und Kolleg*innen, die jüdisch sind oder Verbindungen zu Israel haben, wurden aufgrund ihrer Identität, ihrer institutionellen Zugehörigkeit oder ihrer Herkunft bedroht, angegriffen oder delegitimiert.
Wir verurteilen scharf, wenn Menschen aufgrund ihrer Nationalität, ihrer ethnischen oder institutionellen Zugehörigkeit ausgegrenzt werden – und das unabhängig davon, ob es sich um Israel, Palästina oder ein anderes Herkunftsland oder eine andere Zugehörigkeit handelt.
Wir senden die klare Botschaft an unsere Gemeinschaft, dass das WZB ein Raum für offene und freie Forschung ist und bleiben wird. Forschende können hier ohne Angst vor Sanktionen arbeiten, auch wenn sie mit der öffentlichen Meinung – gleich auf welcher Seite eines Streitthemas – oder mit der Haltung der Regierung nicht übereinstimmen, und unabhängig von ihrem persönlichen Hintergrund.
Wir ziehen eine klare Grenze, wo zu Hass aufgestachelt und Gewalt verherrlicht wird. Wir lehnen Handlungen ab, die Mitglieder unserer Gemeinschaft aufgrund ihrer Identität, ihrer Religion oder Nationalität oder aufgrund ihrer berechtigten politischen Ansichten diskriminieren oder abwerten. Antisemitismus und jede Form von Rassismus, einschließlich antimuslimischer Diskriminierung, werden am WZB nicht geduldet.
Wir setzen alles daran, einen Raum für offenes Forschen und freies Diskutieren zu erhalten. Das Bemühen, gesellschaftliche Prozesse zu verstehen, interpretieren wir nicht als Versuch, diese zu rechtfertigen. Kritik an Positionen oder Aktionen einer Regierung interpretieren wir nicht als Feindseligkeit gegenüber einem Volk.
Mit dieser Haltung bleiben wir unserem Selbstverständnis treu: Die Wissenschaft am WZB ist der Grundlagenforschung verpflichtet und konzentriert sich auf die Probleme moderner Gesellschaften in einer globalisierten Welt.“
Berlin, 23. Mai 2024