Die Reproduktion rassistischer Ungleichheiten im Bildungsverlauf. Eine Mixed Methods Analyse von Ungleichheitsentwicklungen und Erklärungsmechanismen in Deutschland
In ihrem Promotionsprojekt beschäftigt sich Josefine Matysiak mit der Konstruktion von Kategorien in der empirischen Bildungsforschung mit einem Fokus auf rassistische und migrationsbezogene Ungleichheiten. Das Projekt ist kumulativ aufgebaut:
1) Im ersten Artikel werden am Beispiel der Kategorie ‚Migrationshintergrund‘ Grenzziehungsprozesse aus der subjektiven Perspektive von Sozialwissenschaftler*innen beleuchtet. Dies liefert u. a. Erkenntnisse darüber, welche sozialen Gruppen mit der Kategorie in den Blick genommen und welche Forschungsfragen dabei als (nicht) relevant erachtet werden. Dabei wird auch herausgearbeitet, weshalb der Migrationshintergrund keine geeignete Kategorie ist, um Personen, die von Rassismus betroffen sind, in statistischen Daten zu identifizieren.
2) Anknüpfend an die daraus resultierende Datenlücke wird im zweiten Artikel das Konzept der ‚wahrgenommenen Fremdzuschreibung‘ vorgestellt. Dieses erfasst die Wahrnehmung von rassistischen Zuschreibungen von außen. Im Artikel wird der Entwicklungsprozess eines entsprechenden Erhebungsinstruments für das Nationale Bildungspanel dokumentiert sowie erste Ergebnisse von Erhebungen vorgestellt.
3) Im dritten Artikel wird untersucht, inwieweit in Deutschland Bildungsungleichheiten entlang der ‚wahrgenommenen Fremdzuschreibung‘ bestehen. Dabei werden auch die Wechselwirkungen mit der bereits viel erforschten Bildungsungleichheit entlang des Migrationshintergrunds in den Blick genommen.
Das Promotionsprojekt schließt an den Diskurs zur Erhebung von Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsdaten an und identifiziert eine Reihe von Herausforderungen bei der Konstruktion von Kategorien in der empirischen Forschungspraxis.