Umweltungleichheit, Siedlungsstruktur und Gesundheit in deutschen Städten

Abstract

In der Forschung zur sozialen Schichtung wird zunehmend erkannt, dass zahlreiche Arten von Ungleichheit ortsabhängig sind, wobei die Wohngegend oft der Ort der Ungleichheit ist. Die Ungleichheit in der Wohnumgebung - die sozial ungleiche Verteilung der Exposition gegenüber Umweltgütern (z. B. Parks, Grünflächen) und Umweltbelastungen (z. B. Luftverschmutzung, Lärm) am Wohnort - ist eine entscheidende Dimension der räumlichen Ungleichheit in städtischen Gebieten, die sich nachweislich auf die körperliche und geistige Gesundheit sowie auf andere wichtige Ergebnisse wie Bildungsleistungen, Kriminalität und wirtschaftliche Mobilität zwischen den Generationen auswirkt. Die jüngste Global Burden of Disease Study führt 4,5 Millionen Todesfälle weltweit allein auf die Luftverschmutzung im Freien im Jahr 2019 zurück.

Mein Dissertationsprojekt befasst sich auf einer sehr allgemeinen Ebene mit verschiedenen Aspekten der ökologischen Ungleichheit in deutschen Stadtgebieten. Ich interessiere mich vor allem für die potenziellen Nachteile von Migranten und einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen in Deutschland in Bezug auf den Zugang zu Grünflächen und die Belastung durch Luftverschmutzung durch Verkehr und Industrie. Das Projekt trägt zu unserem Verständnis von drei wichtigen Aspekten des umweltbedingten Gesundheitszusammenhangs bei: Die Muster, die ungleichen gesundheitlichen Folgen und die zugrundeliegenden Mechanismen der umweltbedingten Ungleichheit.

Im ersten Teil meiner Dissertation analysiere ich auf der Grundlage sehr detaillierter räumlicher Daten zur Umweltqualität und zur sozioökonomischen und demografischen Zusammensetzung von Wohnvierteln die ökologische Ungleichheit nach Staatsangehörigkeit und Einkommen in deutschen Städten. Ich untersuche die Muster der Ungleichheit in Wohngebieten nicht nur zwischen den relativ großen Gebieten, die in früheren Arbeiten als Analyseeinheiten verwendet wurden, sondern auch innerhalb dieser Gebiete und untersuche zwei mögliche Mechanismen, die der selektiven Sortierung benachteiligter Gruppen in weniger wünschenswerte Wohngebiete zugrunde liegen: Einkommensungleichheit und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt.

Im zweiten Teil des Projekts werden die potenziell heterogenen negativen gesundheitlichen Folgen einer schlechten Umweltqualität am Wohnort untersucht. Ich kombiniere georeferenzierte Daten des Deutschen Sozioökonomischen Panels (GSOEP) mit administrativen und Fernerkundungsdaten zur Umweltqualität in der Nachbarschaft, um zu prüfen, ob die Umweltqualität in der Nachbarschaft die Gesundheitsergebnisse der Bewohner beeinflusst und ob die Stärke der Beziehung je nach Einkommen und/oder Herkunft der Personen unterschiedlich ist.

Die komplexe Rolle der Wohnpräferenzen ist in früheren Arbeiten zur Wohnsegregation gut belegt, hat aber in der Literatur über umweltbedingte Ungleichheiten in der Nachbarschaft nur sehr wenig Beachtung gefunden. Wir argumentieren, dass es sehr schwierig ist, die Rolle der Wohnpräferenzen von den individuellen sozioökonomischen und strukturellen diskriminierenden Zwängen zu trennen, die oben auf der Grundlage von Beobachtungsdaten diskutiert wurden. Im dritten Teil des Projekts haben wir unser eigenes, vorab registriertes Conjoint-Survey-Experiment durchgeführt, um die Rolle von Unterschieden in den Wohnpräferenzen zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland näher zu untersuchen.

 

Ausgewählte Publikationen

König, C. (2024) ‘Neighborhood structure and environmental quality: A fine-grained analysis of spatial inequalities in urban Germany’. Urban Studies. Link (Open Access): https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/00420980231224224.

König, C. and Heisig, J.P. (2023) ‘Environmental inequality and health outcomes over the life course’, in R. Hoffmann (ed.) Handbook of Health Inequalities Across the Life Course. Edward Elgar Publishing, pp. 327–348. Available at: https://doi.org/10.4337/9781800888166.00030.