Transnationale Governance zur nachhaltigen Entwicklung im Bergbausektor
Gegenstand
In diesem Projekt wird die transnationale Governance durch verschiedene mehr oder weniger eng verflochtene Multistake-holder-Kooperationen im Bergbausektor in den Blick gerückt.
Der Bergbausektor ist politisch und gesellschaftlich wegen seiner ökologischen, sozialen und politischen Folgen, die vor allem, aber nicht nur in Entwicklungsländern auftreten, massiv unter Druck gekommen. Als Folge entwickelte sich ein mehrstufiger, mehrere Ebenen umfassender und kooperativer Multistake-holder-Prozess, welcher, orientiert an der Leitidee der „Nachhaltigen Entwicklung“, Regeln und Standards entwickeln und implementieren soll, um nachhaltige Bergbauaktivitäten im globalen Maßstab zu ermöglichen. Den beteiligten Bergbauunternehmen geht es nach eigenem Bekunden um eine „social license to operate“. Sie haben zur Beförderung dieses Prozesses eine spezielle Organisation (International Council on Mining & Metals) gegründet.
In diesem Forschungsprojekt sollen insbesondere die Leistungen und Grenzen von zivilgesellschaftlich geprägten Verhandlungsarrangements (Multistake-holder-Verfahren/Governance) im Bereich der Umwelt und Nachhaltigkeitspolitik untersucht werden. Berücksichtigt werden hierbei sowohl die vorgängigen Verhandlungsarrangements (Deliberation) als auch die konkrete Implementationsebene. Der Fokus liegt auf den zivilgesellschaftlichen Gruppen (NGOs) und Bergbauunternehmen, die auf verschiedenen Ebenen agieren (lokal, national, inter /transnational) und in aller Regel Spannung erzeugende unterschiedliche Präferenzen, Problemsichten, Kapazitäten und Wertbezüge haben.
Das Forschungsprojekt wird also an ausgewählten Governance-Prozessen im Rahmen des transnationalen kooperativen Dialogs zu „Bergbau und Nachhaltigkeit“ diese existenten Spannungen insbesondere am Beispiel von „Nord-Süd“-Differenzen und zunächst exemplarisch in einem Land (Australien) als Mehrebenen-Problematik (transnationale versus nationale/lokale Interessen) untersuchen. Daneben liegt der Fokus auf der Verflechtung und dem Wechselspiel zwischen den verschiedenen Kooperationsprozessen, die ein besonderes Charakteristikum dieses komplexen Prozesses sind.
Bezug zum Abteilungsprogramm
Vor dem Hintergrund des Forschungsprogramms stellt sich hier die Frage nach der Bedeutung des globalen Dialogs für die Strukturierung der nachfolgenden Governance-Prozesse, insbesondere mit Blick auf die Auswirkungen auf involvierte internationale Institutionen. Gemäß der ersten Kernthese des Abteilungsprogramms spricht manches dafür, dass die globale und transnationale Ausrichtung der Multistake-holder-Governance im Bergbausektor entsprechende Dynamiken in den beteiligten internationalen Institutionen verstärkt.
Ausgewählte Publikationen
Helmut Weidner, „Politisierung als Prozess und Ergebnis“, in: Michael Zürn und Matthias Ecker-Ehrhardt (Hg.), Gesellschaftliche Politisierung und internationale Institutionen, 2010, Berlin: Edition Suhrkamp.