Mehr Terror, mehr Korruption
Milliarden Dollar hat die US-Regierung in den vergangenen Jahrzehnten für militärische Interventionen in vielen Ländern ausgegeben. Waren diese Auslandsinterventionen aus Sicht der USA ein Erfolg oder ein Misserfolg? Mit Hilfe einer Stichprobe von 174 Ländern untersuchten Eugen Dimant (University of Pennsylvania), Tim Krieger (Universität Freiburg) und Daniel Meierrieks (WZB) für die Jahre von 1968 bis 2018, wie sich die US-Militärhilfe auf den antiamerikanischen Terrorismus und die militärischen und wirtschaftspolitischen Bedingungen in den Empfängerländern ausgewirkt hat. Eines der Ergebnisse: Höhere Militärhilfe führt zu mehr antiamerikanischem Terrorismus in den Empfängerländern. Darüber hinaus zeigt die empirische Arbeit der drei Forscher, dass die US-Militärhilfe die militärische Ausstattung der unterstützten Länder nicht verbessert, sondern eher zu Ausgrenzung und Korruption beigetragen hat.
Ihr Beitrag "Nation building through military aid? Unintended consequences of US interventionism" erörtert die Wirksamkeit der US-Militärhilfe als Bestandteil des Nation Building und als Mittel, um antiamerikanischen Terrorismus einzudämmen und die Sicherheitsinteressen der USA zu festigen. Ziel der US-Interventionen war also nicht nur die Stabilisierung fremder Länder, sondern auch die Stärkung der Vereinigten Staaten. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die US-Invasion in Afghanistan; es geht aber auch um die Folgen des US-Interventionismus seit dem Zweiten Weltkrieg sowie die historischen geopolitischen und geostrategischen Interessen, die die US-Interventionen geleitet haben.
Anhand eines Samples von 174 Ländern zeigen die Autoren für den Zeitraum von 1968 bis 2018, dass der militärische Interventionismus der USA seine Hauptziele oft nicht erreicht, weil er häufig unbeabsichtigte Folgen hat. Zu diesen Folgen gehören die Entstehung von antiamerikanischem Terrorismus sowie die Zunahme von wirtschaftlicher und politischer Ausgrenzung und Korruption in den Empfängerländern. Solche Folgen machen es fast unmöglich, einen Entwicklungspfad zu erreichen, der mittel- und langfristig die gewünschten Ziele des Nation Buildings verwirklicht. Gleichzeitig kann sich eine anfänglich erfolgreiche Intervention (wie in Afghanistan) mit der Zeit als problematisch erweisen, weil sich beispielweise die Korruption immer mehr ausbreitet.
Der Beitrag von Eugen Dimant, Tim Krieger und Daniel Meierrieks wurde als Kapitel des Buches "Nation Building: Big Lessons from Successes and Failures" veröffentlicht, herausgegeben von Dominic Rohner und Ekaterina Zhuravskaya.
13.4.23/kes