Dienstag, 12. April 2011

Auf der Suche nach dem aktiven Bürger: Engagement zwischen Mitwirkung und Indienstnahme

Vortrag von Claudia Neu

Bürgerpartizipation ist schon lange eingeübte Praxis. Es gibt kein größeres Planungsvorhaben ohne Bürgerbeteiligung; ganze EU-Förderrichtlinien (beispielsweise LEADER oder Region aktiv) sind an eine aktive Beteiligung der lokalen Bevölkerung geknüpft. Gleichwohl scheint diese Verfahrensbeteiligung vielen nicht mehr zu genügen. Volksentscheide und Demonstrationen gegen Infrastrukturgroßprojekte haben Konjunktur. Auch ein anderer Aspekt der Bürgerbeteiligung hat in der politischen Debatte Konjunktur. Vermehrt sind Stimmen zu hören, dass angesichts des demographischen Wandels und klammer öffentlicher Kassen künftig mehr bürgerschaftliche Mitwirkung benötigt werde. Bürgerschaftliches Engagement gerät so in den Verdacht, ein Lückenbüßer für den Ausfall wohlfahrtsstaatlicher Leistungen zu werden, etwa wenn Demenzkranke ehrenamtlich betreut oder Bürgerbusse von Freiwilligen gefahren werden sollen.

Diese aktuellen Fragen nach (mehr) Bürgerpartizipation rühren an den Grundfesten unseres bisherigen Staatsverständnisses vom sorgenden Wohlfahrtsstaat. Denn es geht um nicht weniger als um ein neues Miteinander von Staat, Markt und Bürgern. So bleibt zu fragen: Wie viel Bürger darf’s denn in Zukunft sein?

Claudia Neu ist Professorin für Allgemeine Soziologie an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Sie studierte und promovierte an der Universität Bonn. In ihren empirischen Forschungsarbeiten beschäftigt sie sich mit den Themen Demographischer Wandel, Zivilgesellschaft sowie Daseinsvorsorge in peripheren ländlichen Räumen. U.a. veröffentlichte sie als Herausgeberin: Daseinsvorsorge – eine gesellschaftswissenschaftliche Annäherung, Wiesbaden 2009.

Dieser Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe Zivilengagement – Theorie, Geschichte und Perspektiven der Forschung.