Donnerstag, 13. Dezember 2018

Kapital im Überfluss? Die politische Ökonomie des Asset-Manager-Kapitalismus

Vortrag von Benjamin Braun, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln

Wir sind es gewohnt, Kapital als ein knappes Gut zu betrachten. In einer Welt der Kapitalknappheit stehen Unternehmen im Wettbewerb um dieses knappe Kapital. Die vergleichende politische Ökonomie analysiert das Verhältnis zwischen Unternehmens-  und Finanzsektor deshalb ausgehend von der Frage der Unternehmensfinanzierung: Woher und zu welchen Bedingungen beziehen Unternehmen ihr Kapital?

Vieles deutet jedoch darauf hin, dass Kapital im 21. Jahrhundert kein knappes Gut mehr ist. Was würde es für die vergleichende politische Ökonomie bedeuten, wenn sich ein Übergang von einer durch Kapitalknappheit geprägten zu einer durch Kapitalüberfluss geprägten Welt vollzogen hätte? In einer Welt des Kapitalüberflusses wäre die zentrale Herausforderung für den Finanzsektor nicht mehr die Unternehmensfinanzierung, sondern das Asset Management – die Aufbewahrung von Wohlstand über die Zeit.

Die vergleichende politische Ökonomie betrachtet den Wettbewerb um knappes Kapital als eine zentrale Triebkraft institutioneller Ordnungsbildung in unterschiedlichen Spielarten des Kapitalismus. Ausgehend von der Diagnose eines möglicherweise dauerhaften Kapitalüberschusses entwickelt dieser Vortrag erste Bausteine einer politischen Ökonomie des Asset-Manager-Kapitalismus.

Benjamin Braun ist Politökonom am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Sein besonderes Interesse galt bisher dem Verhältnis zwischen der Zentralbank, dem Finanzsystem und der Öffentlichkeit. Im Rahmen seines Habilitationsprojekts erforscht er die politische Ökonomie des Asset-Manager-Kapitalismus.

Kommentar: Dieter Plehwe, WZB

Vortrag im Rahmen der WZB-Reihe Great Crisis of Capitalism - A Second Great Transformation?