Zivilgesellschaftliche Organisationen und Lobbying
Zivilgesellschaftliche Organisationen als Lobbygruppen? Lange war diese Formulierung kaum denkbar. Lobbying betrieben die anderen: Unternehmen, die Verbände aus der Wirtschaft, Interessengruppen, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Zivilgesellschaftliche Organisationen machen sich ihrem Verständnis zufolge für breite, gemeinwohlaffine Interessen stark, auch stellvertretend für die Schwachen. Zudem verstanden sich viele zivilgesellschaftliche Gruppen als soziomoralische Basis der Demokratie.
Heute haben sich das Selbstverständnis und die Praxis von zivilgesellschaftlichen Organisationen verändert. In der politischen Kommunikation dieser Organisationen ist Lobbying inzwischen ein fester Bestandteil, wenn es auch immer noch markante Unterschiede zu den anderen Interessengruppen gibt. Dieser Wandel hat mit den Reaktionen der zivilgesellschaftlichen Organisationen auf gesellschaftliche, ökonomische und politische Veränderungen zu tun, die gegenwärtig zu einer Modernisierung ihrer politischen Kommunikation führen.
PD Dr. Rudolf Speth vertritt den Lehrstuhl Politisches System der BRD/Staatlichkeit im Wandel an der Universität Kassel. Er lehrt auch an der Universität Münster im Studiengang „Nonprofit-Management & Governance“ und am Centrum für soziale Innovationen und Investitionen (CSI) der Universität Heidelberg.
Dieser Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe Zivilengagement – Theorie, Geschichte und Perspektiven der Forschung.