Zivilgesellschaftliches Engagement und die Beiträge moderner ökonomischer Theorie
„Das alte Ehrenamt stirbt aus.“ So könnte man ein häufig gehörtes Lamento zusammenfassen. Das alte Ehrenamt – repräsentiert durch die Caritas-Helferin oder den langjährigen Mitarbeiter bei der Arbeiterwohlfahrt – verschwinde mit den traditionalen Milieus, sei es das katholische oder das Arbeitermilieu. Optimisten hingegen meinen, dafür entstehe ein neues bürgerschaftliches Engagement, das projektorientiert und kurzfristig im Rahmen professionalisierter Non-Profit-Organisationen ausgeübt werde. Die Akteure wandelten sich von altruistischen, normen- bzw. wertorientierten Ehrenamtlichen zu eigennutzorientierten aktiv Engagierten.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den wissenschaftlichen Herangehensweisen wider. Das Ehrenamt wird nunmehr stärker mit ökonomischen statt mit normativen Theorien untersucht. Im Zuge der Ökonomisierung und Individualisierung des Ehrenamts stimmt das ökonomische Methodeninstrumentarium mit der Vorstellung eigennutzorientierter Individuen nun scheinbar passgenau überein.
Der Vortrag untersucht kritisch einige Beiträge ökonomischer Theorien zum freiwilligen Engagement.
Dr. Bettina Hollstein ist wissenschaftliche Kollegreferentin am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt und Mitherausgeberin der Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik (zfwu).
Dieser Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe Zivilengagement - Theorie, Geschichte und Perspektiven der Forschung