Zur Lage der sozial- und geisteswissenschaftlichen Zeitschriften
Die frühen Wissenschaftlergemeinden nannten sich „Gelehrtengesellschaften“, die sich in Akademien zusammen fanden. Die erste wissenschaftliche Akademie war die accademia della crusca, die 1583 in Florenz als Sprachgesellschaft gegründet wurde. Erst die zweite italienische Akademie widmete sich der Naturwissenschaft, die 1603 gegründete „Accademia Nazionale dei Lincei“. Ihre Mitglieder – unter ihnen Galilei - nannten sich „die Luchse“, was schon ein bestimmtes Selbstverständnis ausdrückt: Wir sind die Schlauen!
Eine Zeitschrift gab erstmals die englische königliche Gelehrtengesellschaft heraus: 1665 erschien das Journal „Philosophical Transactions“, das heute als Urbild wissenschaftlicher Zeitschriften gilt.
Welche Rolle spielen Fachzeitschriften bei der Herausbildung eines Gemeinschaftsgeistes heute?
Was kann man aus einer Zeitschrift machen, wenn sich der Geist der Zeit und der Wissenschaftlergemeinde verändert?
Wie sieht das wissenschaftliche Publikationssystem der Zukunft aus?
Nicht nur das Selbstverständnis der Wissenschaftsgemeinschaft wandelt sich, sondern auch der Blick von außen. Wie sieht man die strategische Entwicklung von wissenschaftlichen Zeitschriften in Großverlagen?
Die Ansprüche von außen, so meinen manche, sind zu einem sinnlosen Zahlenkorsett geworden: zum impact-Faktor. Doch ist er für die Wissenschaftler wirklich relevant? Brauchen Zeitschriften ein Siegel? Müssen wir uns nicht schon auf den „real impact“-Faktor einstellen?