Zwischen Integration und Ausgrenzung, Bürgerschaftliches Engagement aus der Perspektive der Diversity-Theorien
Anfang der 1990er Jahre wurde bürgerschaftliches Engagement vor allem als Lösung in der Krise der Erwerbsgesellschaft diskutiert. In den letzten Jahren rückt dagegen das Integrationsversprechen in den Vordergrund, etwa in der Nationalen Engagementstrategie der Bundesregierung. Auf der Grundlage von Diversity-Theorien untersucht Chantal Munsch, inwieweit dieser integrative Anspruch von Engagement verwirklicht wird. Das klassische Verständnis von Engagement führt eher zur Ausgrenzung von Minderheiten und nicht zur Offenheit für alle, lautet ihre These. Die Perspektive der Diversity-Theorien ermöglicht es, die Mechanismen sozialer Ausgrenzung im Rahmen von Engagement nachzuzeichnen. Der Begriff der Dominanzkultur hilft dabei, das Spannungsfeld zwischen Integrationsanspruch und Ausgrenzung zu verstehen.
Chantal Munsch ist Professorin für „Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik“ an der Universität Siegen. In einer ethnografischen Studie erforschte sie die Partizipationsmöglichkeiten langzeitarbeitsloser marginalisierter Menschen im Rahmen von bürgerschaftlichem Engagement. Die Ergebnisse dieser Studie sind publiziert in Die Effektivitätsfalle. Bürgerschaftliches Engagement und Gemeinwesenarbeit zwischen Ergebnisorientierung und Lebensbewältigung (2005). Aufbauend auf der Kritik eines hegemonialen Begriffs von bürgerschaftlichem Engagement entwickelt sie einen diversitätsreflexiven Begriff sozialen und politischen Engagements in: Engagement und Diversity. Der Kontext von Dominanz und sozialer Ungleichheit am Beispiel Migration (2010).
Dieser Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe Zivilengagement – Theorie, Geschichte und Perspektiven der Forschung.