Wearable Computing in der Fertigung und Logistik. Neue Gestaltungsanforderungen an Arbeit im Zeitalter der Digitalisierung
Wearable Computing (also am Körper getragene Internet-der-Dinge-Anwendungen wie z.B. Smart Watches, vernetzte Textilien oder Datenbrillen) wird zunehmend als ein Element der Industrie 4.0 eingesetzt, seine Auswirkungen auf Arbeit sind aber bislang kaum erforscht. Wearables sind nicht sehr investitionsintensiv, so dass sich hier die Veränderungen der Arbeitswelt durch Digitalisierung möglicherweise besonders schnell zeigen und untersucht werden können. Das Wearable Computing ermöglicht dabei sehr unterschiedliche Gestaltungsoptionen im Hinblick auf Arbeit: vernetzte Wearables können den Beschäftigten sehr flexibel und situativ und tätigkeitsbezogen Informationen zur Verfügung stellen, erfassen aber andererseits permanent Daten über die Arbeitsausführung. Sie können zur Aufwertung der Arbeit und Einbeziehung der Beschäftigten, aber auch zur Standardisierung und Kontrolle genutzt werden.
Das Forschungsprojekt fokussiert vor diesem Hintergrund zwei zentrale Fragen:
1. Welche Gestaltungsoptionen werden bei dem Einsatz des Wearable Computing in Betrieben verfolgt?
2. Wie wirken sich die unterschiedlichen Einsatzformen auf die Qualität der Arbeit aus?
Wir erwarten, dass die Auswirkungen der Nutzung von Wearables im Arbeitsprozess insbesondere von vier Faktoren abhängen: den Gestaltungsvorstellungen der relevanten Akteure (Lösungsanbieter/Start-ups, Planung, Betriebsrat, Mitarbeiter...), dem Einführungsprozess und insbesondere dem Umfang der Einbeziehung der Arbeitnehmervertretung, den Produktionssystemen der Unternehmen sowie den lebensweltlichen Erfahrungen der Mitarbeiter mit Wearables (so nutzen gerade jüngere Beschäftigte Wearables privat und bringen sie teilweise zur Arbeit mit).
Das Forschungsdesign ist explorativ angelegt und beinhaltet (1) Desktop Research zur Typologie, Einsatzgebieten und Verbreitung von Wearables und zu Kopplungsoptionen zu Big Data (Potenzial- und Verbreitungsanalyse); (2) Qualitative Experteninterviews mit Technik-Entwickler/innen bei Anbietern und Start-ups für Wearables und von darauf zielenden Big Data-Anwendungen (Leitbildanalyse); (3) Betriebsfallstudien in Unternehmen mit typischen Anwendungsfällen (Einsatz- und Gestaltungsanalyse); (4) Quantitative Onlinebefragung von Beschäftigten, die Wearables am Arbeitsplatz nutzen (Beschäftigtenanalyse).
Das Projekt wird in Kooperation mit Prof. Sabine Pfeiffer (Universität Hohenheim).