MATH+ as a Research Object
Auswertungen amtlicher Hochschuldaten zeigen für Deutschland kaum Veränderungen des Anteils von Professorinnen in der Mathematik in den letzten mehr als 25 Jahren – und dies trotz steigender Frauenanteile auf allen Qualifikationsstufen (Studierende, Promovierende, Postdocs). Das vorhandene Rekrutierungspotenzial für die jeweils nächste wissenschaftliche Qualifikationsstufe und Statusebene wird in der Mathematik bis heute nicht hinreichend genutzt (ein Phänomen, das auch als Leaky Pipeline bezeichnet wird). Zudem stoßen Mathematikerinnen nach wie vor an die sogenannte gläserne Decke, was ihre anhaltende Unterrepräsentanz auf der Ebene der Professuren und in anderen wissenschaftlichen Führungspositionen mit bedingt.
In dem Projekt werden die Reproduktionsmechanismen von Geschlechterasymmetrien in der Mathematik, die möglicherweise selbst in exzellenten Arbeitsumgebungen wie dem Exzellenzcluster MATH+ (noch) wirken, sowie das ungleichheitsreduzierende Potenzial karriere- und gleichstellungsunterstützender Diversity-Maßnahmen untersucht. Das MATH+ Cluster ist Teil der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern zur Stärkung universitärer Spitzenforschung.
Ziel des Projekts ist es, bestehende Geschlechterdifferenzen im Exzellenzcluster aufzuzeigen und Hinweise für die Überwindung dieser Differenzen zu generieren. Außerdem sollen neue Erkenntnisse als Beitrag zu den wissenschaftlichen Diskursen zu den Phänomenen der Leaky Pipeline beziehungsweise der gläsernen Decke in der Geschlechter- und Diversitäts- sowie der Hochschul- und Wissenschaftsforschung gewonnen werden – speziell für die Mathematik und darüber hinausgehend für MINT-Fächer. Das Cluster bietet die einmalige Gelegenheit, sowohl den Zugang zu einer exzellenten Forschungsumgebung auf den unterschiedlichen Karrierestufen als auch Statusübergänge im akademischen Bereich zu untersuchen. Angesichts bisheriger Forschungsdesiderata wird sich im Projekt vor allem auf die Rolle von Karrierewissen, Karrieregeschwindigkeiten und Anerkennungs- und Unterstützungskulturen als Grundlagen von Selbst- und Fremdselektion sowie gelingender Inklusion fokussiert. Datengrundlage stellt eine Langzeitstudie im mixed-method Design dar.
„MATH+ as a Research Object“ ist ein Kooperationsprojekt mit den Gender Studies in der Mathematik der Freien Universität Berlin unter der Leitung von Dr. Anina Mischau.