Gesellschaftliche Politisierung internationaler Institutionen im Längs- und Querschnitt
Es wird häufig angenommen, dass die politische Entscheidungsfindung auf internationaler Ebene weitgehend isoliert von der Öffentlichkeit stattfindet. Jüngere Debatten zeigen jedoch, dass sich ein breiteres Spektrum gesellschaftlicher Akteuren zunehmend der Relevanz internationaler Institutionen bewusst ist, sich differenzierte Meinungen zu internationalen Entscheidungen bildet und internationale Akteure so mit neuen Legitimitätsansprüchen konfrontiert.
Zwar existieren ausgereifte Argumente und grundlegende empirische Studien zu den Treibern und Effekten dieser Politisierung, jedoch mangelt es an vergleichbaren Daten, um die entsprechenden Hypothesen auf breiter Basis testen und verbessern zu können. Kann die gesellschaftliche Politisierung als eine lineare Funktion der Kompetenzen dargestellt werden, die eine internationale Institution auf sich vereint? Durch welche Faktoren wird dieser Zusammenhang vermittelt? Bremst die öffentliche Politisierung die Entscheidungsfindung auf internationaler Ebene und wie ändert sich dadurch der Entscheidungsgehalt?
Solide empirische Antworten auf diese Fragen erfordern Politisierungsindikatoren, die einen konsistenten Vergleich über Zeit und verschiedene internationale Institutionen hinweg zulassen. Ausgehend von vorläufigen Arbeiten zur EU, erhebt das Projekt Daten zur öffentlichen Sichtbarkeit, zur Polarisierung öffentlicher Meinungen und zu den Mobilisierungsbestrebungen von zivilgesellschaftlichen Akteuren. Die hauptsächlich aus quantitativen Medienanalysen gewonnen Zeitreihen werden dann zu standardisierten Politisierungsindizes für unterschiedliche supra- und internationale Autoritäten in der Periode 1982-2013 aggregiert.
Projektziel ist es, die bestehende Forschung zu Ursachen und Effekten gesellschaftlicher Politisierung internationaler Politik durch eine möglichst breite Indikatorenbasis im Längs- und Querschnitt voranzutreiben.