Was junge Migranten zum Studieren motiviert
Nicht die Sorge, es auf dem Arbeitsmarkt schwerer zu haben als gleichaltrige Einheimische, spornt Jugendliche aus migrantischen Familien an, hohe Ausbildungsziele zu verfolgen. Die in der Literatur immer wieder diskutierte These einer vorwegnehmenden Strategie gegen spätere Diskriminierung konnte WZB-Forscherin Céline Teney mit zwei Koautorinnen jetzt widerlegen. Ihre ausführlichen Interviews mit 18-Jährigen zeigen: Die Jugendlichen folgen bei der Karriereplanung eigenen Neigungen – und den Aufstiegshoffnungen ihrer Eltern.
Céline Teney, Perrine Devleeshouwer und Laurie Hanquinet gingen in ihrer jetzt als WZBrief Bildung vorliegenden Studie von der wiederholt belegten Feststellung aus, dass Migranten und ihre Nachkommen höhere Bildungsabschlüsse anstreben als ihre inländischen Mitschülerinnen und Mitschüler mit den gleichen sozioökonomischen und schulischen Voraussetzungen. Aber warum tun sie das? Um Diskriminierung vorzubeugen? Neben einer breit angelegten quantitativen Befragung in Brüssel – einer Stadt, die in ihrer schulischen und ökonomischen Struktur deutschen Großstädten vergleichbar ist – führten die Forscherinnen 40 ausführliche Gespräche mit Schülern im letzten Jahr des Gymnasiums. Erfahrungen von ethnischer Diskriminierung tauchten in diesen Gesprächen zwar auf. Sie wurden aber kaum mit der Arbeitswelt in Beziehung gebracht und schon gar nicht als hinderlich für die eigenen Berufsziele angesehen. Vielmehr folgen die Jugendlichen bei der Karriereplanung eigenen Neigungen – und den Aufstiegshoffnungen ihrer Eltern.