Demokratie garantiert Wachstum
Liberale demokratische Systeme führen zu einer dauerhaften Steigerung des Wirtschaftswachstums. Dieser Effekt geht auf das Funktionieren bestimmter demokratischer Institutionen und ihrer Bausteine zurück, wie WZB-Forscherin Vanessa Boese-Schlosser und Markus Eberhardt (University of Nottingham) in einem aktuellen WZB-Discussion Paper deutlich machen. Sie zeigen in ihrer Studie erstmals den langfristigen positiven Effekt zwischen einem demokratischen System und dem Wirtschaftswachstum. Bezüglich der institutionellen Bausteine sind Meinungsfreiheit, demokratische Wahlen und die Beschränkung der Exekutive durch die Legislative die stärksten Treiber des Wachstumseffekts bei der Demokratisierung. Eine Aushöhlung dieser Institutionen, wie sie derzeit in vielen Ländern zu beobachten ist, könnte das Wachstum gefährden, wie die Autor*innen warnen.
Anhand von Daten aus dem Varieties-of-Democracies-Projekt modellierten die Forschenden den Effekt einzelner Institutionen liberaler Demokratien auf das Wirtschaftswachstum. Sie untersuchten Daten von 157 Ländern im Zeitraum von 1949 bis 2018. Die Daten zeigen, dass die anfänglich starken positiven Effekte von Versammlungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Beschränkung der Exekutive durch die Judikative nach ein bis zwei Jahrzehnten abnehmen und statistisch und ökonomisch unbedeutend werden. Im Gegensatz dazu fördern faire Wahlen, freie Meinungsäußerung und die Beschränkung der Exekutive durch die Legislative langfristig den wirtschaftlichen Wohlstand. Die Forschenden weisen nach, dass ein Regimewandel hin zur liberalen Demokratie eine dauerhafte Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums von 0,8 Prozent pro Jahr erzeugt gegenüber den Ländern, die autokratisch bleiben. Dieses Ergebnis geht über bisherige Arbeiten hinaus, die von einem einmaligen Wachstumseffekt über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren ausgingen.
Ein Warnsignal sehen die Autor*innen in der weltweiten Aushöhlung demokratischer Institutionen in ihrem letzten Untersuchungszeitraum von 2009 bis 2018. Angesichts ihrer Ergebnisse warnen sie politische Entscheidungsträger*innen davor, den Demokratieabbau (wie zum Beispiel in Ungarn oder Polen) fortzusetzen, da dies erhebliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnte.
07.09.2023 / MP