Sprechblase
GOCMEN/iStock/Getty Images Plus

Wie Parteien auf Facebook kommunizieren

In der Regel profitieren vor allem populistische Außenseiter von stark verbreiteter Unzufriedenheit in der Wählerschaft. Soziale Medien eignen sich in besonderem Maße, um eben jene krisenhaften Wahrnehmungen des gesellschaftlichen Status quo zu befeuern. Doch in welchem Ausmaß gießen die einzelnen politischen Parteien hier tatsächlich Öl ins Feuer? Konkret: Welche Parteien gehen in sozialen Netzwerken auf Wählerfang, indem sie den (politischen) Eliten Verrat vorwerfen und vermeintliche Missstände dramatisieren?

WZB-Forscher Benjamin Schürmann und Johann Gründl von der Universität Wien haben 3.500 Posts deutscher Spitzenpolitiker*innen und großer politischer Parteien im Zeitraum rund den Bundestagswahlkampf von 2017 auf Facebook untersucht. Ihre Analyse ist jetzt in der Zeitschrift Political Research Exchange erschienen.

Die Autoren erweitern den aktuellen Forschungsstand in zweifacher Weise: Erstens bieten sie eine der umfangreichsten Analysen zur Verbreitung populistischer Ideen unter deutschen Parteien und analysieren, zweitens, wie populistische und krisenhafte Kommunikation in sozialen Medien verknüpft werden. Ihr Ziel ist es herauszufinden, welche Parteien ökonomische, kulturelle und politische Bedrohungsgefühle aufgreifen und durch ihre Aktivitäten in den sozialen Medien weiter verstärken.

Insgesamt konnten 20 Prozent aller Posts als populistisch identifiziert werden. Krisenbezogene Sprache wurde mit 25 Prozent der Fälle sogar noch etwas häufiger genutzt. Zwei Parteien stechen in der Analyse hervor. Die AfD benutzt mit 60 Prozent die mit Abstand meiste krisenbezogene Sprache, gefolgt von DIE LINKE (44 %). Auch im Hinblick auf populistische Inhalte liegt die AfD mit 55 Prozent weit vorne. Auf Platz 2 folgt wieder DIE LINKE mit 27 Prozent an populistischen Botschaften. Alle anderen Parteien weisen in beiden Kategorien wesentlich geringere Werte auf. Auffällig ist jedoch, dass zwei der damaligen Oppositionsparteien (Grüne: 23 %; FDP: 15 %) zwar wenig populistische Inhalte bringen, dafür aber in nicht unerheblichem Ausmaß Krisen thematisieren.

Benjamin Schürmann und Johann Gründl argumentieren auf Basis dieser Ergebnisse, warum negative Kampagnenführung, die krisenhafte Rhetorik und populistische Ideologie verbindet, bei Parteien am politischen Rand (speziell aber bei der rechtspopulistischen AfD) besonders beliebt ist: Die aktuellen Eliten können für einen „massiven gesellschaftlichen Abwärtstrend“ verantwortlich gemacht werden. Darauf aufbauend können politische Außenseiter proklamieren, „die eigentlichen Interessen des Volkes“ zurück in die Politik zu bringen.

24.1.22