New opportunities or reinforced disadvantages? Variation in returns to low-achieving school leavers’ participation in pre-vocational training programmes (N.O.R.D. 1)
Warum haben Jugendliche ohne Mittleren Schulabschluss Schwierigkeiten bei der Einmündung in die Berufsausbildung? Bieten sogenannte Übergangsmaßnahmen zwischen Schule und Berufsausbildung diesen Jugendlichen eine zweite Chance, oder stellen sie eher eine Warteschleife dar und verdecken auf diese Weise Jugendarbeitslosigkeit? Diese Fragen haben wir in unserem DFG-Projekt NORD I untersucht.
Mit den Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) ist es uns möglich, eine Kohorte von 9.KlässlerInnen beim Übergang von der Schule in den Beruf zu beobachten. Im Gegensatz zu vielen anderen Studien befragt das NEPS auch Schüler/innen von Sonderschulen für Lernbehinderung.
Nur die Hälfte der Schüler und Schülerinnen ohne Mittleren Schulabschluss beginnt direkt im Anschluss an die Schulzeit eine Ausbildung. Dabei fehlen den Jugendlichen ohne Mittleren Schulabschluss meist nicht Berufswünsche und Aspirationen. Allerdings bewerben sich diese Jugendlichen nach der Schule seltener auf Ausbildungsplätze als Jugendliche mit Mittlerem Schulabschluss - unabhängig von ihren Fähigkeiten. Für Ausbildungsbetriebe sind vor allem Schulabschlüsse bei der Rekrutierung von Auszubildenden ausschlaggebend, während kognitive Kompetenzen und sogenannte Social Skills unentdeckt bleiben.
Unter Berücksichtigung von Selektionsprozessen beim Übergang von der Schule in die Ausbildung zeigen wir, dass Übergangsmaßnahmen die Chance auf einen Ausbildungsplatz für Jugendliche mit maximal Hauptschulabschluss verbessern. Am deutlichsten verbessern sich die Chancen für die Schulabgänger und -abgängerinnen, die die Schule ohne Schulabschluss verlassen haben. In dieser Hinsicht eröffnen Übergangsmaßnahmen neue Möglichkeiten insbesondere für Jugendliche mit besonders schlechten Berufsaussichten direkt nach der Schule.
Dabei kommt es auch darauf an, was in den Übergangsmaßnahmen passiert: Jugendliche, die während einer Übergangsmaßnahme ihren Schulabschluss verbessern oder viel Zeit in Betrieben verbringen konnten, verbessern ihre Ausbildungschancen deutlich. Allerdings trifft das auf die Mehrheit der Jugendlichen in Übergangsmaßnahmen nicht zu. Der Erwerb eines höheren Schulabschlusses während einer Übergangsmaßnahme eröffnet den Jugendlichen außerdem den Zugang zu etwas attraktiveren Ausbildungsberufen.
Während es in unserem Projekt NORD 1 um den Zugang zur Ausbildung geht, untersuchen wir im Folgeprojekt NORD 2 Ausbildungsabbrüche.