Unterschiedlich produktiv
Die COVID-19-Pandemie wirkte als Katalysator für die Entwicklung von Open-Source-Software. Kein Wunder, verbrachten doch viele Softwareentwickler*innen einen Großteil ihrer Zeit Zuhause. Eine Studie zeigt jetzt, dass sich die verhängten Kontaktbeschränkungen unterschiedlich stark auf das Leistungspensum von Männern und Frauen auswirkten.
Die globale Ökonomie hat unter der Pandemie und den vielerorts verhängten Kontaktbeschränkungen stark gelitten. Doch in einigen Wirtschaftssektoren könnten strengere Infektionsschutzmaßnahmen zu einem Produktivitätsschub geführt haben. In ihrer Studie betrachten Lena Hipp und Markus Konrad die Welt der Open-Source-Softwareentwicklung. Darin vergleichen die beiden Ko-Autor*innen die Anzahl veröffentlichter Softwarepakete während der weltweiten Lockdown-Monate im Jahr 2020 mit den Werten, die erwartet worden wären, hätte es die Pandemie nicht gegeben. Die Zahlen stammen von GitHub, der weltweit größten Community für gemeinnützige Softwareentwicklung. Insgesamt verwendeten sie Daten von mehr als 150.000 Entwickler:innen aus 37 Ländern.
Die Autor*innen fanden heraus, dass sowohl Männer als auch Frauen zu Lockdown-Zeiten produktiver wurden, aber insbesondere dann, wenn eine allgemeine Homeoffice-Pflicht herrschte. Bei Männern wog dieser Produktivitätsanstieg allerdings stärker, während die Produktivität von Frauen nur zunahm, wenn die Schulen offen waren. Dies deutet darauf hin, dass die Covid-19-Pandemie tatsächlich zu größerer Geschlechterungleichheit beim beruflichen Aufstieg beigetragen haben könnte.
Lena Hipp and Markus Konrad: Has Covid-19 increased gender inequalities in professional advancement? Cross-country evidence on productivity differences between male and female software developers. Journal of Family Research, 2021.
30/11/21/fjb