Arbeit: der blinde Fleck der Demokratie
Bis zu 80 Prozent unserer Tageszeit verbringen wir mit Arbeit. Heute ist Arbeit mehr als reiner Broterwerb. Sie ist ein wichtiger Bestandteil sozialer Teilhabe und ist neben anderen Faktoren identitätsbildend. Über die Arbeit bilden wir unsere sozialen Netzwerke, die manchmal ein Leben lang halten. Dennoch wird die Sphäre der Arbeit in der Regel nicht untersucht, wenn es um die Frage des Zustands der Demokratie geht. Wie steht es denn um die demokratischen Strukturen in der Arbeitswelt?
In Deutschland gibt es besondere, historisch gewachsene Mitbestimmungsstrukturen. Durch die Sozialpartnerschaft sind die Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeitnehmer*innen festgelegt. Doch die traditionelle Mitbestimmung steckt in der Krise, wie Mitgliederschwund und Tarifflucht zeigen. Gleichzeitig befindet sich die Arbeitswelt im Umbruch: Digitalisierung, Globalisierung und Flexibilisierung stellen Unternehmen und Arbeitnehmer*innen gleichermaßen vor Herausforderungen. Weite Teile der Gesellschaft scheinen davon verunsichert zu sein
In dieser Veranstaltung stellt das Graduiertenkolleg „Gute Arbeit“ Fragen nach dem Zusammenhang zwischen Demokratie und Arbeitswelt: Ist Demokratie am Arbeitsplatz ein Merkmal „Guter Arbeit“? Was ist der richtige Umgang mit neuen Wirtschaftsbereichen wie der Plattformökonomie, die von den etablierten Strukturen der Mitbestimmung nicht abgedeckt werden? Reicht es, dort die Sozialpartnerschaft zu stärken – oder brauchen wir neue Ansätze? Wie hängen der technische Fortschritt und die Herausforderung für Demokratie am Arbeitsplatz zusammen? Erwartet uns eher „1984“ bei Amazon oder ein breites Empowerment durch agile Arbeitsorganisation?
Podiumsdiskussion mit:
Thomas Lühr (Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München)
Dr. Christine Unterrainer (Universität Innsbruck)
Stefanie Lassmann (ver.di)
Clemens Melzer (Deliver Union Kampagne/FAU)
Moderation:
Nicolas Morgenroth (Kolleg „Gute Arbeit“/WZB)
Nach vorheriger Absprache kann für eine begrenzte Anzahl an Teilnehmenden eine Übersetzung vom Deutschen ins Englische angeboten werden. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf.
Translation from German to English can be provided upon request for a limited number of people. Please get in touch should you need a translation.
Die Reihe „Achtung: Demokratie“ bietet ein Forum für Diskussionen, die seit dem Aufstieg des Rechtspopulismus, der Brexit-Entscheidung und der Wahl Donald Trumps auch im WZB verstärkt geführt werden. Die liberalen Demokratien stehen unter Druck und müssen sich der Kritik stellen, und die Wissenschaft muss klären, inwieweit sie sich jenseits kühler Analyse direkt engagiert.