Intergenerational Social Learning
Bei großen Entscheidungen im Leben wie der Ausbildungs- und Berufswahl ist guter Rat vonnöten. Denn schlechtberatene Entscheidungen, auch über Gesundheits- oder Versicherungsfragen, können sich auf weite Lebensbereiche und über einen langen Zeitraum hinweg auswirken. Allerdings ist die Verfügbarkeit von gutem Rat nicht für alle gleich. Es ist zu beobachten, dass ärmere im Vergleich zu wohlhabenderen Menschen geringeren Zugang zu gutem Rat haben. Wohlhabendere Zirkel verfügen leichter und schneller über guten Rat, sei es durch Gespräche im ähnlich gut gestellten und informierten Bekanntenkreis, sei es durch die finanziellen Möglichkeiten, sich Expertenrat einzukaufen - ein möglicher Faktor für das Fortbestehen sozialer Ungleichheit.
Während seiner fünfjährigen Forschungsprofessur am WZB will Andrew Schotter das Phänomen des Einflusses von Ratschlägen auf Entscheidungen, welches in der ökonomischen Theorie trotz seiner hohen praktischen Relevanz bisher noch unterbelichtet ist, theoretisch und vor allem auch experimentell ergründen. Als Beispielfall kann die Wahl des Colleges gelten. Dazu wird er u.a. ein Feldexperiment durchführen, bei dem Daten von Oberschulen in New York erhoben werden. Dabei wird insbesondere der Unterschied von explizitem Rat durch Beratungsstellen und implizitem Rat, der durch das Vorbild von Mitschülern und Bekannten übernommen wird, beleuchtet. Die Resultate könnten vor allem für die Verbesserung der Qualität von Beratungsangeboten für Schulabgänger nutzbar gemacht werden.