Institutionen und Internationaler Wettbewerb
Das institutionelle Umfeld wirtschaftlicher Entscheidungen gewinnt auch für internationale Studien an Bedeutung. So lassen sich die Unterschiede in der ökonomischen Effizienz zwischen Ländern gut durch die unterschiedlichen Institutionensysteme erklären. Zudem sind die wirtschaftlichen Auswirkungen nationaler Institutionen nicht mehr nur auf das eigene Land begrenzt.
Ein Beispiel für Institutionen, die zunehmend auf den länderübergreifenden Handelsverkehr einwirken, ist der Industriestandard ISO 9000. Es lässt sich argumentieren, dass ISO 9000 eine „gemeinsame Sprache“ ist, die Informationsasymmetrien zwischen Unternehmen unterschiedlicher Nationen verringern und so den Handel erleichtern. Andere wiederum führen an, dass ISO 9000 Markteintritts- und Handelsbarrieren einführt, die den Handel behindern. In seiner empirischen Studie misst Michał Grajek (2004) die tatsächlichen Auswirkungen auf bilaterale Exporte, unter Berücksichtigung der ISO 9000 Zertifizierungen im jeweiligen Land. Darüberhinaus wurde eine separate Schätzung der internationalen Verbreitung von ISO 9000 durchgeführt. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit unterstützen die Hypothese der „gemeinsamen Sprache“, d.h. empirische Tests zeigen, dass sowohl nationale als auch ausländische ISO 9000 Zertifizierungen die bilateralen Exporte begünstigen. Des weiteren finden sich Beweise für einen Substitutionseffekt im Handel, da ISO 9000 zertifizierte Unternehmen eher miteinander handeln als mit nichtzertifizierten Unternehmen. Insgesamt ist festzustellen, dass Länder mit einer hohen ISO 9000 Zertifizierungsrate tendenziell mehr untereinander Handel treiben als mit anderen Ländern.
Lange Zeit wurden Handelsfragen bei der Fusionspolitik kaum beachtet, denn die Fusionskontrolle war typischerweise eine Angelegenheit der relativ großen Länder, während Handelseffekte eher für kleine Länder eine Rolle spielen. Zunehmend haben jedoch zwei Trends für die verstärkte Beachtung des Zusammenhangs von Fusionspolitik und internationalem Handel gesorgt: 1) Unlängst haben auch kleine Länder Fusionsregelungen eingeführt oder verstärkt. 2) Die Globalisierung macht Handelseffekte auch für größere Länder relevant. In der Literatur zur Industrieökonomik in offenen Volkswirtschaften wird die Handelsorientierung eines Landes im Hinblick auf die optimale Ausrichtung der nationalen Fusionspolitik untersucht. Aus dem Ergebnis, dass in exportorientierten Ländern die internationalen Wettbewerbsvorteile einer Firma nach der Fusion mit einem Wettbewerber gestiegen sind, wird abgeleitet, dass eine nachsichtigere Fusionspolitik berechtigt ist. Allerdings werden für diese Analysen einige unrealistische Annahmen getroffen: So muss inzwischen unterstellt werden, dass Fusionen eher selten die erhofften bedeutenden Synergien hervorbringen. Zudem fehlten bislang empirische Untersuchungen des Problems gänzlich – eine Lücke, die dieses Projekt schließt. Die Ergebnisse der durchgeführten empirischen Studien mit realistischeren Annahmen zeigen, dass im Gegensatz zur gängigen Meinung die Exportorientierung eines Landes eine eher strenge und keine nachsichtige nationale Fusionspolitik mit sich bringen sollte