Dienstag, 14. Juni 2022

„Mein verwundetes Herz“: Das Schicksal der deutsch-jüdischen Familie Jahn in Briefen

Lesung mit Martin Doerry beim Treffen der WZB-Alumnae und -Alumni

 

Das große WZB-Alumni-Treffen beginnen wir in diesem Jahr mit einer besonderen Lesung. „Mein verwundetes Herz“ ist der Titel eines von Martin Doerry herausgegebenen Briefwechsels. Erzählt wird in Briefen und Texten die Geschichte der deutsch-jüdischen Ärztin Lilli Jahn und ihrer Kinder. Das älteste Kind Lilli Jahns war Gerhard Jahn, der spätere Mitbegründer des WZB. Gemeinsam mit seinen Geschwistern schrieb er über 500 Briefe an seine Mutter, die 1943 in das Arbeitslager Breitenau gebracht worden war, bevor sie 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Gerhard Jahn, der langjährige Wegbegleiter des WZB und spätere Bundesminister für Justiz unter Willy Brandt, hatte immer über seine Herkunft geschwiegen und auch die Existenz der Briefe, die die Mutter vor ihrer Deportation aus dem Lager hatte schmuggeln können, nie erwähnt. Erst nach seinem Tod fand sich der Briefwechsel in seinem Nachlass. Das Buch, das Martin Doerry – Lilli Jahns Enkel und Neffe von Gerhard Jahn – daraus 2002 veröffentlichte, wurde in 20 Sprachen übersetzt und liefert, so das ZDF, „ein herausragendes Dokument der Menschlichkeit in Zeiten der NS-Barbarei“.

Nach der Lesung aus dem Briefwechsel durch den Herausgeber und früheren Spiegel-Redakteur Martin Doerry können Fragen gestellt werden – moderiert von Christiane Neumann, 1992 bis 2005 administrative Geschäftsführerin des WZB und später Generalsekretärin der Leibniz-Gemeinschaft.

Im Anschluss an die Veranstaltung wird Gelegenheit sein, das Gespräch im informellen Rahmen weiterzuführen, alte und neue Bekannte aus dem Kreis der Alumni zu treffen und Erinnerungen auszutauschen.