Junge Wissenschaft Minister Stark-Watzinger
Bernhard Ludewig
Dienstag, 28. Februar 2023

Junge Wissenschaft trifft Politik

Im Gespräch mit Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger (Präsenzveranstaltung)


Deutschland genießt weltweit einen herausragenden Ruf in Wissenschaft und Forschung. Bei Bildung und Ausbildung ist das allerdings nicht so. Ob in Grundschulen oder weiterführenden Schulen – seit Jahrzehnten weisen vergleichende Studien nach, dass es in unserem Land an Gerechtigkeit und Chancengleichheit mangelt. Auch im weiteren Lebensverlauf verlieren wir zu viele kluge Köpfe. Übergänge zwischen Ausbildung, Studium und Beruf sind holprig, Strukturen einengend, manche Hindernisse sind für den Einzelnen kaum überwindbar. Dies hat auch Auswirkungen auf die Exzellenz des Wissenschaftssystems: Forschungseinrichtungen sind weniger inklusiv, weniger divers und weniger interdisziplinär, als sie es sein könnten.

Wie können Bund und Länder gemeinsam für bessere und offenere Bildungswege arbeiten? Welche Erkenntnisse kann die Bildungs- und Sozialforschung beitragen? Welche Vision verbindet die Beteiligten? Diese und andere Fragen diskutierten junge Sozialforscher und Sozialforscherinnen des WZB am 28. Februar 2023 mit Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger. Moderiert wurde die Veranstaltung von der Präsidentin des WZB, Jutta Allmendinger.

Die Forschenden des WZB

Benjamin Edelstein, Melinda Erdmann, Anna Froese und Marcel Helbig sind wissenschaftliche Mitarbeiter*innen der Forschungsgruppe der Präsidentin.

Claudia Finger, Anne Holtmann und Rebecca Wetter forschen in der Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt.

Mira Fischer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Verhalten auf Märkten.

Silvio Suckow arbeitet als Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung.

Die Gesprächsrunde zeigte die Vielfalt der Bildungsforschung am WZB:
Um potenzielle Entwicklungen der Bildungsbiographie bereits im Grundschulalter untersuchen zu können, aber auch Schülerinnen und Schüler auf weiterbildenden Schulen auf ihrem Weg zu unterstützen, forderten die Forschenden im Gespräch mit der Ministerin unter anderem eine Verbesserung der Datenlage, die der Bund anstoßen könnte. Auch gaben sie der Bundesministerin Vorschläge wie eine Ausbildungsplatzgarantie und ein Mentoring-Konzept mit auf den Weg, das Jugendliche bei der Wahl ihres weiteren Bildungsweges sowie in der Übergangszeit unterstützen sollte. Auch über positive Beispiele wie das Talentscout-Programm wurde berichtet, das zeigt, wie die intensive Beratung von Abiturientinnen und Abiturienten als Instrument gegen soziale Ungleichheit beim Übergang zur Hochschule wirkt.

Zu oft sind die Zugänge zum Studium nicht nur abhängig von Noten, sondern auch vom Geldbeutel und Verfahrenswissen der Eltern. Von der Gymnasialempfehlung bis zum Zulassungsverfahren findet daher eine Selektion nach sozialer Herkunft statt: Dies widerspricht den eigenen Maßstäben einer Leistungsgesellschaft. Eine mögliche Lösung, die die Forschenden mit der Bundesministerin diskutierten: Nicht nur das Notenbild, sondern auch andere Kompetenzen sollten als Kriterien herangezogen werden, um die Potenziale junger Menschen zu erkennen und zu fördern.

Weitere Themen waren Rolle von Interdisziplinarität als kollaborative Wissensproduktion in der Forschung. Interdisziplinarität habe es in einem disziplinär aufgestellten Wissenschaftssystem jedoch schwer, wie die Forschenden deutlich machten.


Zur Reihe Junge Wissenschaft trifft Politik
Die Veranstaltungsreihe bringt Wissenschaft und Politik miteinander ins Gespräch. Junge Sozialforschende treffen auf Entscheiderinnen und Entscheider aus der Politik, um über gesellschaftlich relevante Fragen zu diskutieren. Welche Antworten hat die Politik auf drängende gesellschaftliche Probleme? Was kann die junge Wissenschaft zu deren Lösung beitragen?

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet. Unsere Hinweise zum Datenschutz bei Foto- und Filmaufnahmen finden Sie hier.