Bringing the Right back in. The Right and Democracy in Contemporary Latin America
Seit dem Ende der achtziger Jahre ist die Linke in Lateinamerika zu einem maßgeblichen politischen Akteur geworden und die wissenschaftliche Diskussion scheint – eher implizit als explizit – davon auszugehen, dass die Rechte in der Region keine Bedeutung mehr spielt. Dieses Bild ist allerdings grob vereinfachend und könnte einen falschen Eindruck vermitteln. Einerseits spielen Parteien rechts der Mitte in einigen Gesellschaften Lateinamerikas bei den Wahlen eine große Rolle und regieren in Ländern wie Chile, Kolumbien und Mexico. Andererseits wurde die Linkswende in Lateinamerika nicht unbedingt durch strukturelle Veränderungen in Richtung linker Parteien verursacht, sondern ist zum großen Teil auf kontingente Faktoren zurückzuführen (z. B. die Unzufriedenheit der Bürger mit der Wirtschaftspolitik der Regierungen und der traditionellen Parteien unmittelbar nach der asiatischen Wirtschaftskrise). Daher besteht kein Grund zu der Annahme, dass Parteien rechts der Mitte ihre zentrale Bedeutung für die Region verloren haben. Dennoch gibt es so gut wie keine international vergleichende Forschung zur Rechten im heutigen Lateinamerika, eine Forschungslücke, die besonders ins Auge fällt, wenn man den Einfluss der Rechten auf demokratische Prozesse analysiert. Ein wissenschaftlicher Workshop zum Thema, der in einem englischsprachigen Herausgeberband bei einem bekannten internationalen Verlag münden wird, soll die bestehende Forschungslücke schließen.