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Die Nachwuchsgruppe untersucht das Verhältnis von Liebe und Arbeit bei Paaren, in denen beide Partner hochqualifizierte Berufe ausüben, sogenannten Doppelkarriere-Paare. Gefragt wird nach Anerkennung und Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Mit der steigenden Erwerbstätigkeit von Frauen gerät die traditionelle Anerkennungsordnung ins Wanken, nach der Männer für Beruf und Einkommen Wertschätzung erfahren, Frauen für die Familienarbeit. Die Erosion dieser Ordnung zeigt sich besonders deutlich an Doppelkarriere-Paaren, da sich hier zwei – zumindest beruflich – Gleiche gegenüberstehen. Wie solche Paare ihren Alltag zwischen Beruf und Familie gestalten, gibt Aufschluss über Veränderungen im Verhältnis der Geschlechter zueinander sowie über den Wandel gesellschaftlicher Rollenbilder. Werden bisherige Grenzziehungen zwischen Erwerbsarbeit und Familie durchlässiger? Wofür zollen die Partner in einer Beziehung einander Anerkennung, wenn beide erwerbstätig sind? Kommt es zu mehr Gleichheit zwischen ihnen? Gefragt wird auch nach dem betrieblichen Kontext: Stellen sich Unternehmen beispielsweise auf Doppelkarriere-Paare ein? Untersucht werden ebenfalls die sich wandelnden familien- und rechtspolitischen Regelungen.

Die Gruppe umfasst drei Teilprojekte:

1. Doppelkarriere-Paare (DCCs).
Mittels Paar-Interviews wird die Lebenssituation und Alltagsgestaltung dieser Paare im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie untersucht: Wie können zwei Karrieren und Privatleben vereinbart werden? Welche Anerkennungschancen bestehen, wofür erkennen sich die Partner wechselseitig an? Welche Ungleichheiten lassen sich auffinden? Wie hängt dies mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen zusammen? Fragen lauten etwa, wie die Partner unterschiedliche Lebensbereiche (Familie, Arbeit, Freizeit, Ehrenamt u.a.) bewerten und in welchem Wertverhältnis sie stehen; von Interesse ist auch, wie berufliche Aspekte und Anforderungen die (geschlechtsspezifisch ungleichen) Anerkennungschancen in DCCs beeinflussen.

2. Arbeitsorganisationen.
Ziel der Fallstudien ist es, unterschiedliche Umgangsweisen ausgewählter Unternehmen bzw. Betriebe mit (Doppelkarriere-)Paaren herauszuarbeiten. Tragen DCCs besondere Bedürfnisse an die Arbeitgeber heran? Wie versuchen sich diese, darauf einzustellen? Welche Rolle spielen hierbei Themen wie ‚familienfreundliche Personalpolitik’ oder ‚Work-life-Balance’? Weiter werden die Motive analysiert, die dem Umgang der Unternehmen bzw. Betriebe mit (Doppelkarriere-) Paaren zugrunde liegen. Wenn die Lebenssituation von DCCs berücksichtigt wird, geschieht dies dann, weil DCCs ein hohes Potential an qualifizierten Mitarbeitern bieten? Geht es um die Förderung von Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit? Oder um eine familienfreundliche Personalpolitik? Die Untersuchung der Motive der Arbeitsorganisationen ist bedeutsam, da sie Aufschluss über gesellschaftliche Wertvorstellungen geben können.

3. Sozialpolitische Regelungen.
Hier untersucht das Projekt die in sozialpolitische Institutionen, v.a. des Sozial- und Familienrechtes, eingelassene Anerkennungsordnung mit Blick auf Paare und Geschlecht sowie ihre Veränderung durch die gegenwärtigen Sozialstaatsreformen. Bisher deutet sich an, dass – trotz einiger familienfreundlicher Maßnahmen, etwa dem 2007 eingeführten Elterngeld – die ungleiche Anerkennung von Erwerbs- und Familienarbeit im Zuge sozialpolitischer Reformen fortgeschrieben wird. Weiter zeichnet sich eine zunehmende ‚Vermarktlichung’ und Bedeutungssteigerung von Erwerbsarbeit ab.