Cooling out als Transformation der beruflichen Antriebsstruktur

Abstract

Im Fokus dieses Projekts stehen soziale Prozesse, die zu einer Veränderung der beruflichen Antriebsstruktur führen.

In der soziologischen Bildungs- und Karriereforschung sowie in der Organisations- und Geschlechterforschung werden beobachtbare Abbrüche von Bildungs- und Berufskarrieren seit geraumer Zeit als Cooling-out-Prozesse gedeutet. Allgemein gesprochen bezeichnet der Begriff Cooling-out einen mehr oder weniger intendierten Prozess innerhalb von Institutionen oder Organisationen, der auf der Subjektebene eine schleichende Abnahme von Bildungs- oder Karriereaspirationen bewirkt. Im Unterschied zum ursprünglichen Konzept (Goffman 1952) sind dabei nicht nur absichtsvolle Prozesse der Fremdselektion im Blick, sondern auch schleichende Prozesse der Selbstselektion, die durch eine subjektiv empfundene Nichtpassung mit den objektiven beruflichen Gegebenheiten ausgelöst werden.

Insofern haben wir es beim Cooling-out mit einem Selektionsphänomen an der Schnittstelle von Selbst- und Fremdselektion zu tun. Was genau jedoch im sozialen Prozess des Auskühlens geschieht und weshalb für solche Prozesse nur bestimmte Personen empfänglich sind, ist weiterhin ein Forschungsdesiderat. Im Rahmen dieses Projekts werden deshalb Biografien realer Cooling-out-Fälle einer Feinanalyse unterzogen und mit Biografien von nicht ‚ausgekühlten‘ Personen kontrastiert. Cooling-out wird dabei als ein krisenförmiger Prozess konzeptualisiert, in dessen Verlauf die Diskrepanz zwischen den beruflichen Gegebenheiten und den individuellen Ansprüchen an den Beruf subjektiv so verarbeitet wird, dass am Ende dieses Prozesses eine Transformation der beruflichen Antriebsstruktur steht. Ziel der Studie ist es, ein differenziertes und empirisch gesättigtes Bild typischer Auskühlungskonstellationen zu generieren. Darüber hinaus wird die in der Literatur vielfach konstatierte Vergeschlechtlichungvon Cooling-out-Prozessen einer Überprüfung unterzogen.

Die Ergebnisse der Studie sollen zu einer begrifflichen Präzisierung des als Cooling-out bezeichneten Selektionsphänomens beitragen und ein besseres Verständnis der Entstehungszusammenhänge ermöglichen. Die mit dem Vorhaben generierte Typologie soll in Kooperation mit dem Nationalen Bildungspanel (NEPS, E8) für die quantitative Forschung nutzbar gemacht werden.