Wissenschaft und Gesellschaft: "Research Impact" als Governanceinstrument von Forschung
Im Zuge der neuen Governance sehen sich Wissenschaftler und ihre Organisationen einer zunehmenden Rechenschaftspflicht ausgesetzt, wie Forschungsgelder verwendet werden und welche Ergebnisse produziert wurden. Seit einigen Jahren zeichnet sich nun in der internationalen Forschungsförderpolitik ein Trend dahingehend ab, Forschung nicht mehr allein nach ihrer rein wissenschaftlichen Relevanz, sondern zugleich in Hinblick auf ihren gesellschaftlichen Nutzen zu bewerten. Mit „Research Impact“ oder auch „Societal Impact“ ist zunächst recht allgemein jede Form ökonomischer, kultureller, politischer oder auch sozialer Wirkung gemeint, die sich als Folge wissenschaftlicher Forschung beobachten lässt. Aus Sicht der Politik zielt die Erweiterung der Bewertungsmaßstäbe wissenschaftlicher Forschung darauf, den Einsatz von Fördermitteln trotz der fortschreitenden Expansion des Wissenschaftssystems so effektiv wie möglich zu gestalten. Ziel des Projektes ist es, das forschungspolitische Konzept des „Research Impact“ im Rahmen einer explorativen Studie wissenssoziologisch auszuleuchten, um auf dieser Basis nach den möglichen Rückwirkungen der neuen Governanceinstrumente zu fragen.
Die Umsetzung des Projektes erfolgt in drei Schritten: Zunächst werden auf Basis einer systematischen Aufbereitung der Forschungsliteratur Analysedimensionen konstruiert. Um „Research Impact“ zweitens empirisch zu erfassen und fachvergleichende Analysen anzustellen, wird auf das Textmaterial von 6.679 „research impact case studies“ zugegriffen, die aus der jüngsten Evaluation des britischen Hochschulsystems (REF 2014) stammen. Die Analyse der „case studies“ greift auf eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Verfahren der Datenauswertung zurück, um so das diffuse Konzept von „Research Impact“ in seinen multiplen Dimensionen empirisch zu spezifizieren. Auf dieser Grundlage soll schließlich drittens der Versuch unternommen werden, mögliche Governanceeffekte auf das Forschungshandeln zu lokalisieren.