Europäisierung nationaler Kommunikationsräume durch horizontale Vernetzung? Grenzüberschreitende Presseschauen in deutschen Zeitungen und Radioprogrammen
Das Dissertationsprojekt wurde im Rahmen der Mitarbeit im Forschungsprojekt EUROPUB entwickelt. Die Finanzierung erfolgte erst durch FP5-Projektmittel der EU und seit April 2004 durch das Doktorandinnen-Programm des WZB. Die Dissertation wird von Prof. Barbara Pfetsch (Universität Hohenheim) und Prof. Ruud Koopmans (Vrije Universiteit Amsterdam) betreut.
Forschungsfrage:
Das Projekt untersucht die Frage der Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit im Bereich der politischen Kommunikation in Massenmedien. Dafür wird der Ansatz der Verknüpfung von massenmedialen Arenen entwickelt: Auch auf nationalstaatlicher Ebene findet politische Kommunikation gleichzeitig auf zahllosen Kanälen statt. Dass trotzdem von einer nationalen, zum Beispiel deutschen, Öffentlichkeit gesprochen werden kann, ist bestimmten Mechanismen zu verdanken, die diese Kanäle vernetzen. Um also den Grad der Europäisierung von Öffentlichkeit zu messen, muss die Vernetzung von massenmedialen politischen Arenen in Europa systematisch untersucht werden.
Ziel der Dissertation ist es, umfassende Erkenntnisse über einen dieser Mechanismen (neben anderen Mechanismen wie Presseagenturen, sich überschneidenden Publika, Medienkooperation usw.) und über seine Ausprägung in Deutschland zu erlangen.
Dazu gehören theoretische Überlegungen zur Funktion von Presseschauen aus demokratie-theoretischer Sicht und zur Konstruktion von Räumen in Massenmedien, sowie empirische Aussagen zur Typologie des Mechanismus als journalistischem Genre und seiner Verbreitung in Europa. Für den deutschen Fall soll in einer Längsschnitt-Analyse die Entwicklung der geographischen Ausrichtung der Presseschauen in den letzten 40 Jahren erhoben und mittels nachrichtengeographischer Methoden erklärt werden. Dabei wird "Mitgliedschaft in der EU" als Faktor für die Auswahl von Medienzitaten getestet.
Forschungsmethoden:
Die Erhebung der Daten erfolgt mittels Inhaltsanalyse mehrerer Medientypen, Beobachtung von Printmedien und Radioprogrammen, schriftlicher und mündlicher Befragung von Hörfunk-Wellenleitungen sowie semi-strukturierter Interviews mit Presseschau-Redakteuren. Außerdem werden empirische Daten aus mehreren Workpackages des Europub-Projekts als erklärende Variablen herangezogen (insbesondere zu Medienstruktur, Interviews mit Journalisten und Blattmachern, Claims-Analyse von Zeitungen). Für die Auswertung der Daten werden überwiegend quantitative Analyseverfahren verwendet