Innovative Kooperationsformen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – Wissenschaftliche Begleitung eines Applikationslabors
Innovative Kooperationsformen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind ein begehrtes wissenschaftspolitisches Objekt, um den Transfer von Forschungsergebnissen in die Verwertung besser zu organisieren. Dabei sind die Herausforderungen oft groß, da Übergänge zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in den meisten Disziplinen nicht reibungslos verlaufen. Aus Sicht der Wissenschaftsforschung zeigt sich, dass insbesondere strukturelle Grenzen Hemmnisse für einen gelungenen Wissens- und Technologietransfer darstellen. Eines der neuen Kooperationsformate, die diese strukturellen Barrieren zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu überwinden versuchen, sind die Leibniz-Applikationslabore. Sie wurden von 2009 bis 2011 im Rahmen der Förderlinie „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ konzipiert.
Das Projekt „Innovative Kooperationsformen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – Wissenschaftliche Begleitung eines Applikationslabors“ ist als eine explorative Fallstudie angelegt. Durch die qualitative Untersuchung eines Leibniz-Applikationslabors sollten Erkenntnisse insbesondere zur Mikroebene der Kooperationspraktiken generiert werden. Der untersuchte Fall ist ein Physik-Applikationslabor, das von einem Leibniz-Institut und einer Universität gemeinsam betrieben wird. Das Labor agiert in drei Feldern: wissenschaftliche Forschung, Technologieentwicklung in Kooperation mit Unternehmen sowie Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
In der Studie werden zum einen die Struktur und die Geschichte des Applikationslabors herausgearbeitet. Zum anderen werden die Kooperationspraktiken zwischen den Wissenschaftler/innen und den Unternehmensmitarbeiter/innen beleuchtet: Welche Formen nehmen sie an? Wo liegen die Schwierigkeiten? Wie und von wem wird das in Kooperationen generierte Wissen genutzt? Ein drittes Themenfeld ist die Nachwuchsausbildung in diesem besonderen Kontext: Inwieweit und in welcher Weise werden Nachwuchswissenschaftler/innen in die Kooperationspraktiken eingebunden? Welche Nutzen und welche Schwierigkeiten haben sie dabei? Welche Bedeutung hat das Applikationslabor für ihre künftige Laufbahn? Abschließend werden einige Faktoren herausgearbeitet, auf die die Merkmale der Kooperationspraktiken und der Nachwuchsausbildung zurückgeführt werden können.
Das empirische Material wurde durch leitfadengestützte Interviews mit allen Akteursgruppen im Applikationslabor sowie durch teilnehmende Beobachtung und Dokumentenanalyse generiert.