Forschungscampus Mobility2Grid - Energiewende und Elektromobilität in vernetzten urbanen Arealen
In der nächsten Dekade wird im Zuge der politisch beschlossenen Energiewende in Deutschland die Energieversorgung auf dezentral organisierte und regenerative Energiequellen umgestellt. Damit steht auch das Stromnetz vor einem radikalen Umbau. Das künftige Energienetz muss dezentral und smart organisiert sein, es wird verzweigter und mit zusätzlichen Puffer- bzw. Speicherelementen verbunden sein. Gefragt sind neue und intelligente Stromnetze, so genannte Smart Grids: Energieerzeuger, Speichermedien und Energieverbraucher werden kommunikativ vernetzt, vor allem um die Volatilität regenerativ erzeugten Stroms durch eine intelligente Steuerung überbrücken zu können. Eine für den Markt besondere Bedeutung wird der Verknüpfung zwischen neuen Stromnetzen und Elektrofahrzeugen zugeschrieben.
Mit dem Projekt Mobility2Grid im Rahmen der BMBF-Förderinitiative Forschungscampus wird auf dem Gelände des Europäischen Energieforums (EUREF) in Berlin-Schöneberg erprobt, ob und wie alltäglich im Verkehr genutzte Elektrofahrzeuge als Baustein eines Smart Grid Energienetzes integriert werden können. Jenseits der technischen Entwicklungsaufgaben spielen dabei die soziale Akzeptanz und die ökonomische Verwertbarkeit eine wichtige Rolle.
Die gewonnenen Erkenntnisse werden hinsichtlich ihres CO2-Einsparpotenzials evaluiert und auf ihre nationale und europäische Skalierbarkeit hin analysiert.
Darüber hinaus soll der Forschungscampus seine Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in neue Aus- und Weiterbildungsformate überführen. Neben der Erprobung von dualen Studiengängen zu den Oberthemen Energie, Infrastruktur und Mobilität sollen auch flexible Weiterbildungsangebote entwickelt werden.
Der Beitrag der WZB‐Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik zum Forschungscampus Mobility2Grid liegt vor allem in der sozialwissenschaftlichen Analyse der Akzeptanz der im Rahmen des Forschungscampus Mobility2Grid entwickelten Konzepte und Angebote. Der Akzeptanzprozess soll auf drei Ebenen – auf dem EUREF-Areal, im Umfeld des Areals und insbesondere für ein Übertragungs-Areal mit anderer sozialer Struktur (und in der Zukunft ggf. noch für weitere Areale) – untersucht werden. Dabei sollen akzeptanzbehindernde und -fördernde Faktoren analysiert und verschiedene Partizipationsformate entwickelt, durchgeführt und erprobt werden. Darüber hinaus führt die Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik die interne Qualitätssicherung im Forschungscampus Mobility2Grid durch und hat dazu ein innovatives Konzept entwickelt, das die komplexen Koordinations‐ und Vernetzungsleistungen der am Forschungscampus beteiligten Akteure einbezieht. Die unterschiedlichen Referenzlogiken akademischer Forschung und wirtschaftlicher Wertschöpfung müssen berücksichtigt werden. Die Leitidee der Initiative Forschungscampus, über gewöhnliche Forschungsverbünde hinaus besonders intensive und nachhaltige Kooperationen zu stiften, stellt für die Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik zugleich einen interessanten empirischen Fall der Technikgenese, der Organisationsentwicklung und des Wissens- und Technologietransfers dar.